The Unwinding Hours: Die Post-Aereogramme-Band im April auf Tour

Craig B und Iain Cook, beide Teil der leider dahingeschiedenen Aereogramme, melden sich mit The Unwinding Hours zurück. Ab April sind sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour, um das selbstbetitelte Debütalbum live vorzustellen.

Natürlich steckt auch in The Unwinding Hours viel von Aereogramme, jener schottischen Postrock-Combo, die sich 2007 mit dem Album „My Heart Has A Wish That Would Not Go“ und einer letzten Tour resigniert von der Bildfläche verabschiedete. Das offizielle Shirt zum Abschied zeigte dabei recht deutlich, wie sich die Band fühlte. Auf schwarzem Grund stand dort unter dem Bandnamen und dem Logo ein Zitat von George Orwell: „The best way to end a war is to loose it.“ Genau diese Einschätzung hörte man aus ihren letzten Interviews heraus: Man war ausgezerrt, erledigt, Sänger und Gitarrist Craig B zudem geschwächt von einer Kehlkopfoperation, die ihn zu monatelangem Schweigen gezwungen hatte. So war denn auch ihr leises, letztes Album weit entfernt von dem aufwühlenden Ritt durch Laut und Leise, dem Schwanken zwischen gequältem Schluchzen und wütendem Kreischen, wie man es in Perfektion schon auf ihrem Debüt „A Story In White“ hören konnte – vor allem im wohl besten Song ihres Schaffens „Post-tour Pre-judgement“ (Video siehe unten, nicht erschrecken am Ende).

Aber nun scheinen Craig B und Iain Cook, beide einst in der Stammbesetzung von Aereogramme, wieder die Kraft und die Leidenschaft für ihre Musik gefunden zu haben. Und haben zudem mit dem Debüt von The Unwinding Hours eine Platte gemacht, die jeden Aereogramme-Fan anrühren wird und trotzdem zeigt, dass sie auch neue Wege gehen wollen und können. Der etwas obskur betitelte Opener „Knut“ zieht einen zunächst behutsam und hypnotisch in die Platte hinein und verzichtet dabei auf ausgetretene Strophe/Refrain/Strophe-Strukturen, bevor dann mit „Tightrope“ der Song kommt, der noch auf der letzte Aereogramme gefehlt hätte: An der Grenze zur Pathos-Überdosis wird man hier erst in Melancholie gebettet, bevor man zwischen einer Gitarrenwand und einer Wall-Of-Orchestersound zerquetscht wird. Später, im wunderbaren „Solstice“, kommen sie mit Klavier und Akustikgitarre aus, um zwei Menschen in ihren intimisten Momenten skizzieren: „I’m cynical / but not enough to let you go / what is this? / I dare not name it / we move in secret ways / so don’t tell a soul / don’t say a word / falling asleep on my chest is enough / and when morning comes / I’ll walk you halfway home.“ Für den ganzen Heimweg reicht es den beiden dann wohl doch nicht.

Beim daran anschließenden „Peaceful Liquid Shell“ wiederum fahren The Unwinding Hours alles auf, was das Studio hergibt, verfremden ihren Gesang, arbeiten mit vertrackten Drum-Rhythmen, verspulen einem dem Kopf mit sperrigen Gitarrenmelodien, bis sie der Lust auf Laut freien Lauf lassen und für ein paar Sekunden wieder voll im Aereogramme-Kosmos sind.

Um ihr wunderbares Debüt live vorzustellen, sind sie nun ab April auf Tour. Hier die Daten:

06.04. Köln, Werkstatt
07.04. Heidelberg, Karlstorbahnhof
10.04. Basel, Sommercasino
12.04. Berlin, Lido
13.04. München, Backstage
14.04. Wien, Wuk
15.04. Dresden, Beatpol
16.04. Hamburg, Knust

Daniel Koch

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates