Tiefgang als Nebenprodukt

Von genussfeindlicher Kopflastigkeit wollen sie so wenig wissen wie von der lei- digen Definitions-Debatte: Für DE-PHAZZ ist Jazz vor allem eine Mentalitätsfrage

Man kann ja an so vielem sterben. Vielleicht auch an einer Überdosis Schokolade. An Neugier aber und an Phantasie ist bisher vermutlich niemand gestorben.

Das ist schön – und schön zu wissen für Pit Baumgartner. Der übrigens ohnehin ziemlich viel weiß und damit ebenso wenig hinterm Berg hält wie Kollege Otto Engelhaidt welcher gerne von Ersterem als „staatlich geprüfter Jazz-Musiker“ nach vorne geschoben wird, wenn es um leidige Fragen der passenden Definition geht Dabei mag Otto solche Fragen gar nicht gern und handelt sie deshalb in weniger als 15 Minuten ab. Wobei er aber nie die gute Laune verliert. Das hätte uns auch verwundert. Schließlich kümmern sich beide mit ihrem Projekt De-Phazz vor allem um prima Unterhaltung.

Da blubbert und hallt und vibriert es an allen Ecken und Enden, da schleichen sich gar wundervolle Stimmen durch Samba und Reggae und feinen Pop, da schnippt und schnalzt der Zuhörer bald ganz unwillküruch mit Und da gibt es eben eine Menge Jazz zu hören, auch wenn „Death By Chocolate ‚am Ende gar keine Jazzplatte ist.

Da sei er aber froh, sagt jetzt Otto, „dann können wir uns ja die Definitions-Debatte sparen.“ Wenngleich der Jazz schon sehr wichtig für die Band sei, so man ihn „eher als Mentalität betrachtet und damit das Nachdenken über viele Möglichkeiten vor diese ewigen Referenzen an Sounds stellt“.

Schön, dass Pat Appleton neben dem Gelehrten sitzt und nun heiteren Gesichts ^jede kopflastige Art, sich mit Musik zu beschäftigen“, zum Feind des unbeschwerten Genusses erklärt Otto widerspricht nicht, er nickt „Dieser intellektuelle Tiefgang, den wir manchmal zu vermitteln scheinen, ist ja allein noch kein Programm. Der entsteht ja bloß als Nebenprodukt, wenn ein paar Leute versuchen, sich gemeinsam möglichst wenig zu langweilen.“ Das hat er jetzt aber schön gesagt und für Heiterkeit sorgt’s auch. Pat, sagt der anglophone Kollege Roy, sei halt auch deshalb dabei, „because we needed someone with boobs!“ Und et; retourniert die Lady schlagfertig, sei dafür „der Quotenneger“.

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