TikTok-User verherrlichen Osama Bin Ladens „Brief an Amerika“

Einige junge Menschen auf der Social-Media-Plattform bezeichnen das Schreiben als „augenöffnend“.

Nachdem die islamistische Terrorgruppe Al-Qaida am 11. September 2001 einen Anschlag auf die beiden Türme des New Yorker World Trade Centers verübte, veröffentlichte deren Gründer und Terrorpate Osama Bin Laden einen „Brief an das amerikanische Volk“, in dem er unter anderem seine Taten rechtfertigte. Während dem antisemitischen Manifest in den letzten Jahren kaum Beachtung geschenkt wurde, geht es seit Mittwoch (15. November) auf TikTok viral.

In dem Schreiben, das 2002 in der britischen Tageszeitung „The Guardian“ erschien, führt Bin Laden nicht nur die Gründe für seine Terrorattacken auf und verweist dabei auf die Unterstützung der USA für Israel, sondern äußert sich zudem wiederholt antisemitisch. So heißt es in dem Manifest, die Juden hätten die Kontrolle über die Wirtschaft sowie die Medien übernommen und würden nun „alle Aspekte eures Lebens“ kontrollieren, „indem sie euch zu ihren Dienern machen und ihre Ziele auf eure Kosten erreichen“, so der 9/11-Drahtzieher in dem Brief.

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21 Jahre nach der Veröffentlichung zieht das TikTok-Video einer jungen Amerikanerin erneut Aufsehen auf das Schreiben und brachte dabei einen neuen Social-Media-Trend ins Rollen, der die Taten des Terroristen verherrlicht. „Ich möchte, dass jeder aufhört, das zu tun, was er gerade tut, und den ‚Brief an Amerika‘ liest, denn ich habe das Gefühl, dass ich gerade eine existenzielle Krise durchmache“, erklärt Lynnette Adkins in dem Clip, der mittlerweile fast 100.000 Aufrufe erhielt. Ihre Begeisterung hielt die Influencerin auch nicht in ihren nachfolgenden Videos zurück, in denen sie sich sicher ist, dass TikTok „diese Generation retten“ wird. Denn laut ihr, seien ältere Menschen „darauf programmiert, auf eine bestimmte Art zu denken“.

Nachdem der „Guardian“ auf das Teilen dieser Aufnahme aufmerksam wurde, reagierte die Tageszeitung umgehend und löschte den „Brief an Amerika“ von ihrer Website. Laut einem Sprecher des Mediums sei der Grund für das Entfernen: das „Verbreiten von Brief-Passagen auf Social-Media-Plattformen ohne jeglichen Kontext“. Doch das Löschen des Beitrags heizte nur noch mehr die Diskussion an.

So teilen immer mehr junge Menschen – diejenigen, die den Brief schnell genug entdeckten und speichern konnten – ihre Gedanken mit ihrer TikTok-Community. Einige bezeichnen das Schreiben als „augenöffnend“, andere hinterfragen „alles, was sie glaubten zu wissen“. Die Videos, die Bin Ladens Aktionen Verständnis entgegenbringen und ihn sogar als „Held“ bezeichnen, ernten Millionen von Aufrufen und Zustimmung in der Kommentarspalte.

Doch das Interesse an der Meinung des 2011 im Versteck liquidierten Al-Qaida-Anführers kommt nicht aus dem Nichts. Der Hashtag #LetterToAmerica wird oftmals in Kombination mit #freepalestine gesetzt. Osama Bin Ladens antisemitische Äußerungen werden demnach als neue Leitsätze der pro-palästinensischen Bewegung anlässlich des Nahost-Konflikts gesehen.

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