„Tommy“-Regisseur Ken Russell ist tot

Am Sonntag verstarb der Regisseur der The Who-Rockoper-Verfilmung "Tommy". Ken Russell wurde 84 Jahre alt. Er starb, so ließ sein Sohn verlauten, "mit einem Lächeln auf den Lippen".

Ken Russell muss ein großartiger Kerl gewesen sein. Das dachte man jedes Mal, wenn man ihn im britischen Fernsehen sah, wo der ehemalige BBC-Dokumentarfilmer und spätere Skandalregisseur ein gern gesehener Interviewpartner war. Selbst sein kurzer Auftritt bei „Celebrity Big Brother“ im Jahr 2007 hatte diese Momente, auch wenn Russell den Promiknast nach vier Tagen bereits wieder verließ, weil er nicht in einer Hausgemeinschaft leben wollte, „die von Boshaftigkeit und Hass durchsetzt“ sei.

Der Popwelt ist Ken Russell natürlich nicht erst als „Uncle Ken“ aus Big Brother bekannt, sondern als Regisseur von „Tommy“. Er verfilmte die überbordende Rockoper von The Who nicht nur kongenial, sondern gewann Roger Daltrey auch gleich für das nachfolgende Projekt „Lisztomania“, in dem Daltrey den Komponisten Franz Liszt als Sex-Drugs-&-Walzer-Star spielte. Eigentlich schade, dass heutzutage viele bei „Lisztomania“ an die Franzosen von Phoenix denken, die ja eher das Image des indiepoppenden Muster-Schwiegersohns pflegen.

Ken Russell hatte in seinem Schaffen eine große Freude, die Hochkultur als buntes Popspektakel zu entlarven. Er, der zunächst für die BBC klassische Komponisten portraitierte, sorgte spätestens mit seiner exzessfreudigen Tschaikowski-Filmbiografie „The Music Lovers“ für Furore. Der Legende nach hatte Russell das Filmstudio United Artist mit den Worten überzeugt: „Es geht um einen Nymphomanen, der sich in einen Homosexuellen verliebt.“

Dass Russell später auch direkt für die Oper inszenierte, passt da gut ins Bild. So konnte man 1993 im Opernhaus in Bonn die Richard-Strauss-Oper „Salome“ in der Russell’schen Interpretation sehen.

Ken Russell verstarb am Sonntag in einem englischen Krankenhaus im Alter von 84 Jahren. Sein Sohn ließ ausrichten, dass er „mit einem Lächeln auf den Lippen“ aus dem Leben schied.

Die Schluss-Szene aus „Tommy“ (1975):

Die legendäre Zugszene aus der Tschaikowski-Filmbiografie „The Music Lovers“:

Trailer für „Lisztomania“ – auch eher Rockoper denn Komponistenkino:

 

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