Top Ten Club

Die Metal-Band Callejon erobert die Albumcharts. Welche erstaunliche Rolle dabei der "Klargesang" gespielt hat, verrät Ralf Niemczyk

Keine Experimente in den Single-Listen. Stattdessen risikofreie Standardware von Linkin Park bis Eurovision-Contest-Gewinnerin Loreen. Wer dagegen echte Innovationen spüren will, muss diesmal in die Albumcharts wechseln, wo es gar ein Erfolgsgeheimnis zu verkünden gibt: „Klargesang“ heißt die Formel, mit der künftig Millionen eingespielt werden. Zu dieser erstaunlichen Vokaltechnik wechselte Bastian „BastiBasti“ Sobtzick (siehe Foto), seines Zeichens Sänger der Düsseldorfer Metalcore-Band Callejon. „Es ist mehr Klargesang zu hören, dadurch wirkt es melodischer“, verriet Sobtzick den Kollegen vom „Metal Hammer“. Statt Todesröcheln also glockenreine Textfetzen auf Deutsch. Und schon hörte „Bild“ die Erben von Rammstein krachen. Doch auch ohne diese auf den Holzweg führenden Verweise schießt das neue Album „Blitzkreuz“ in ungeahnte Höhen. Der gewagte Schritt zu mehr, jawohl!, Klargesang nach dem Vorgänger „Willkommen im Beerdigungscafé“ hat sich also gelohnt. Und während andere Metal-Bands nordische Gottheiten oder allerlei Umlaut-Monster bemühen, erwählten sie das spanische Wort für Gasse zum Bandnamen. Ein Schlüsselsong auf „Blitzkreuz“ heißt entsprechend „Porn From Spain 2“. Das Blitzkreuz als Logo sieht aus, als hätte es einen Stromschlag in den Unterleib bekommen – eine zeitgemäße Ausformung des Logos von Blue Öyster Cult, das sich bekanntlich an das antike Symbol des Titanen-Königs Kronos anlehnt. Von hier aus ist es nicht weit bis zum Untergang von Atlantis, der auch in Deutschland drohe, sagt Frontmann Sobtzick, wenn der Atomausstieg noch einmal infrage gestellt werden sollte. Die Wortschöpfung „Blitzkreuz“ schließlich hätte auch von Deichkind stammen können. Genau aus dieser Mixtur werden heute Helden gemacht.

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