Tori Amos – Hamburg, CCH

Into the darkness and into the light: Dusty Springfield beschwört aus der Konserve noch einmal die Qualitäten des „Son Of A Preacher Man“, als die wie üblich nachlässig gekleidete Tochter eines Predigers, von erwartungsvoll aufbrausendem Beifall ermuntert, zu ihrem Arbeitsplatz geleitet wird. Ein Bösendorfer steht dort, gegenüber ein Harpsichord. Und als Tori Amos die ersten Zeilen von „Beauty Queen“ singt, illuminiert ein schön kitschiger Lichter-Sternenhimmel die große Bühne.

Der schwindet alsbald, macht Platz für eine ausgeklügelt-dezente Lichtregie, die manchen in den vorderen Reihen geblendet irritiert. Als sich einer prompt beschwert, klärt ihn Arnos erstmal über Sinn und Zweck der Zusammenkunft auf. „It’s a relationship, baby!“, wirft sie frohgemut dem Nörgler entgegen. Einem anderen, der jetzt partout sein Lieblingsstück will, empfiehlt sie später eine längere Pinkel-Pause. Ach ja, unsere Tori!

Im raumgreifenden Spiel rotierender Lichtkegel markiert „Precious Things“ den ersten Höhepunkt. „So you can make me cum, that doesn’t make you Jesus“, giftet Amos. Das sitzt immer noch. Doch die Freiräume, die sie als laszive Piano-Akrobatin gewinnt, droht Arnos wieder zu verlieren, wenn sie zur Gefangenen von Studioarrangements wird, die auf der Bühne nicht länger greifen. „Cornflake Girl“, der Hit vom sonst ignorierten „Under The Pink“-Album, verendet im Akustik-Arrangement mit ihrem Gitarristen. Konsequenter klingt es, wenn Amos sich den Gegebenheiten beugt und das CCH für „Talula“ per Band-Einspielung und Lichtgewitter in eine Großraum-Disco verwandelt. Aber die beste Tori Amos ist noch immer die, die sich etwa mit Cobains „Smells Like Teen Spirit“ in düsterer Elegie windet. Und die, die am Ende des regulären Sets „Me And A Gun“ zelebriert.

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