„Trainwreck: Poop Cruise“: 5 Dinge, die wir gelernt haben
Die neueste Netflix-Doku-Serie Trainwreck: Poop Cruise“ beleuchtet eine Kreuzfahrt aus dem Jahr 2013, die furchtbar schiefging

Man kann viel über Menschen lernen, wenn sie sich in einer Krise befinden. Und es ist sicher, dass die Reise der Carnival Triumph – besser bekannt als die Poop Cruise – eine eklige, stinkende und besonders groteske Art von Krise war – und diese brachte allerlei wildes Verhalten zum Vorschein.
Das Ganze geschah bereits im Jahr 2013. Aber einige Details dürften sich bei vielen unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Die Triumph, die von Galveston, Texas, nach Cozumel, Mexiko, fahren sollte, erlitt ein Feuer im Maschinenraum, das Motor und Klimaanlage lahmlegte. Und dann kam der große Coup de Poop: Die elektrischen Toiletten fielen aus. Ein echtes Problem bei über 4.000 Menschen an Bord. Und man dachte, Herr der Fliegen wäre schlimm.
Neue Perspektive mit beißendem Humor
Die Geschichte wird nun neu erzählt – und zwar mit einer ordentlichen Portion sarkastischem Humor – in der neuen Netflix-Doku Trainwreck: Poop Cruise. Sie ist Teil einer Reihe über Katastrophen verschiedenster Ausmaße (frühere Folgen dieser Staffel widmeten sich der Astroworld-Tragödie 2021 und dem Skandal um den ehemaligen Bürgermeister von Toronto, Rob Ford). Ohne das Trauma der Unglücklichen an Bord schmälern zu wollen: Diese Trainwreck-Folge, die am Dienstag Premiere feiert, balanciert absichtlich zwischen Tragödie und Komödie. Hier sind fünf Lektionen und – nun ja – Highlights:
Es war erst eine große Story, als der Kot das Kommando übernahm
Eine erste Pressemitteilung informierte über das Feuer an Bord, das aber unter Kontrolle sei. Ein Kreuzfahrtschiff, das im Golf von Mexiko treibt, ohne Motorleistung oder Klimaanlage: interessant, bedauerlich, aber nichts für sensationslüsterne Schlagzeilen. Dann begannen Passagiere, ihre eigenen grausigen Details zu berichten – die noch grausiger wurden, als Schlepper das Schiff leicht kippten und so die zuvor einigermaßen zurückgehaltenen Fäkalien freisetzten. Voilà: Poop Cruise.
Die ehemalige CNN-Moderatorin Brooke Baldwin erinnert sich in der Doku daran, dass der damals neue CNN-Präsident Jeff Zucker beschloss, voll auf die Story zu setzen. „Wir brauchten Zuschauer“, erklärt sie. Und so hörte man bald Wolf Blitzer mit ernster Stimme verkünden: „Fäkalien tropfen von den Wänden.“ Bald war der Hashtag #CruiseShipFromHell allgegenwärtig. Oh, die Menschlichkeit.
An Bord der Triumph ging es sexuell ziemlich zur Sache
Auf Kreuzfahrtschiffen wird viel Sex gehabt – und die Triumph war da keine Ausnahme: Wenn man uns nicht glaubt, sollte man Hanna glauben, einer Barkeeperin auf der Poop Cruise und Star einiger der offensten Momente der Doku. „Es gibt so viel Sex auf dem Kreuzfahrtschiff“, sagt sie. „So viel Sex, das will man gar nicht wissen.“ (Oh doch, Hanna. Wir wollen.) „Alles ist hart und lustig.“ (Sozusagen.)
Später gibt Hanna zu, dass sie sich beim Alarmruf („Alpha-Team! Alpha-Team!“) nicht in ihrer Kabine befand – sondern im Bett eines anderen Crewmitglieds. Und nach ein paar Tagen auf See, als beschlossen wurde, Gratisgetränke auszugeben, konnte man ein frisch verheiratetes Paar beobachten, das auf einer Liege Sex hatte – vor aller Augen. Fairerweise: Die Panik war da längst ausgebrochen.
Der Plan zur Kotentsorgung kam nicht gut an
Nachdem die Fehlfunktion der Toiletten verkündet worden war, folgte ein Notfallplan: Urinieren in den Duschen, und für das große Geschäft – oder wie es in der Doku meist genannt wird, „eine Nummer 2“ – kleine rote Biohazard-Beutel. (Selten hörte man so viele Erwachsene in Kindersprache über den Stuhlgang reden.) Niemand schien die Beutelidee zu mögen. Einige griffen zu Imodium. Andere hielten einfach aus. Als dann der Alkohol floss, warfen manche Betrunkene die roten Beutel einfach über Bord. Andere versuchten weiterhin, die außer Betrieb gesetzten Toiletten zu benutzen. Abhi, ein Koch auf der Triumph mit der sympathischen Angewohnheit, alles als „abgefuckt“ zu bezeichnen, beschreibt den Toilettenhorror so: „Die Leute haben auf Klopapier gekackt, dann darauf, dann wieder darauf. Schicht über Schicht über Schicht. Es war wie Lasagne.“ Am Ende der Doku erfahren wir: Abhi hat „seitdem Lasagne nie wieder gleich angesehen.“
Die soziale Ordnung an Bord der Triumph brach weitgehend zusammen
Alles fiel auseinander; das Zentrum hielt nicht mehr; blanke Anarchie brach über die Poop Cruise herein. Es wurden Kotbeutel geworfen, es gab öffentlichen Geschlechtsverkehr und Urinieren (oder „Nummer 1 machen“, wenn man will) über die Reling. Es kam auch zu Hamsterkäufen beim Essen. Passagiere stritten sich um Liegestühle und Deckfläche. Wieder einmal liefert Hanna, die Barkeeperin, aufgewachsen in der Sowjetunion, den Kommentar: „Ich dachte mir, jetzt können all diese Amerikaner mal fühlen, wie es sich anfühlt in einem diktatorischen Land, wo sowas passiert und es keinen überrascht. Willkommen in der Sowjetunion, Leute.“ Als dann noch Bibelkreise und lautes Hymnensingen hinzukamen, ähnelte alles einem Roman von Cormac McCarthy – oder vielleicht einem Gemälde von Hieronymus Bosch. Bereut, Poop-Cruiser! Bereut!
Das Ereignis veränderte die Unternehmenspolitik von Carnival
Als die Triumph nach fünf Tagen auf See schließlich sicher nach Mobile, Alabama, geschleppt wurde, bestand Carnival darauf, dass das Feuer ein Unfall gewesen sei, dass alle empfohlenen Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher elektrischer Probleme ergriffen worden seien und dass das Schiff vorschriftsmäßig zertifiziert gewesen sei. Die Reederei führte flächendeckende Sicherheitsverbesserungen in ihrer Flotte durch, um Brände im Maschinenraum zu verhindern, und änderte ihre AGB – entfernte Zusicherungen über „nahrhafte Speisen“, „hygienische und sichere Lebensbedingungen“, „sichere Passage“ und ein „seetüchtiges Schiff“. Passagiere erhielten eine vollständige Rückerstattung, Reisekostenerstattung sowie eine Zahlung von 500 Dollar. Außerdem wurde ihnen eine Gratis-Kreuzfahrt angeboten. Carnival investierte 115 Millionen Dollar in die Reinigung, Reparatur und Nachrüstung der Triumph. Das Schiff heißt nun Carnival Sunrise, falls man eine Passage buchen möchte.