Trilogie im Doppelpack

Die Schaffenswut von Michelle Shocked sprengt die Ökonomie

Für Michelle Shocked ist es die Erfüllung eines ganz alten Wunsches: Mit „Threesome“ veröffentlicht die streitbare Sängerin gleich drei Alben auf einmal – und setzt etwas um, das sie schon vor 15 Jahren vorhatte. Damals scheiterte sie am „conventional wisdom“ (Shocked) ihrer Plattenfirma, die natürlich nichts wissen wollte von soviel stilistisch – gelinde gesagt – heterogenem Material und die Platten deshalb nacheinander in die Verkaufsregale stellte. Es begann dann ein Ärger, an dessen Ende Shocked bei Mercury Records rausflog und sich heftig stritt mit den eben noch ergebenen Musikvermarktern. Mittlerweile hat Shocked ein eigenes Label, auf dem sie bislang ein neues sowie eine Reihe alter Alben (wieder)veröffentlichte. Jetzt endlich die Trilogie: Shocked macht eine Platte mit (im weitesten Sinne) Roots-Rock und Songwriter-Pop („Don’t Ask Don’t Tell“), eine mit Disney-Klassikern im Western-Swing-Style(„Got No Strings“) und eine mit TexMex-Borderline-Blues {„Mexican Standoff“).

Zugegeben: Man braucht eine Weile, um ins Material zu kommen. „Ja, es ist eine Zumutung“, lächelt Shocked, „aber wenn man dran bleibt, versteht man, wie hervorragend die Alben interagieren und ein großes Ganzes ergeben. Ich liebe es, mit einem solchen Konzept zu arbeiten.“ Warum nicht mal sich selbst loben? Dieses Konzept ist übrigens nicht der Versuch, eine Art großer amerikanischer Stilschau zu betreiben; das sei vielmehr der Bogen, der ihr gesamtes Werk umspanne, sagt Shocked. „Die Idee ist die der Produzenten-Kooperation: Ich wollte mit völlig verschiedenen Produzenten völlig verschiedene Platten machen. Ich habe sogar sechs Alben gleichzeitig angefangen, aber das erwies sich dann doch als zu aufwendig. Um die zweite Trilogie kümmere ich mich als nächstes.“

Es gibt übrigens noch eine weitere, etwas weniger kopflastige Erklärung für die dreifache Veröffentlichung: Shocked hat ein bißchen Torschlußpanik, wie sie mit einem gewagten Gleichnis erklärt. „Ich bin mit meinem Label wie eine Frau in den mittleren Jahren, die schließlich doch noch eine Familie gründet“, grinst sie. „Sie will unbedingt gleich Drillinge haben, um den ersehnten Nachwuchs in jedem Fall doch noch zusammenzubekommen!“

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