Untainted Love – Die wiederbelebten SOFT CELL bieten mehr als eine Oldie-Show

Die Textzeile „“Youth has gone“ hatte keine Bedeutung. 18 Jahre, circa 180 Tätowierungen und schätzungsweise 1800 Eighties-Pop-Compilations nach ihrer Trennung taten Dave Ball und Marc Almond in der ausverkauften Großen Freiheit, als wäre nichts gewesen. Als Sänger-Diva Almond zu fortgeschrittener Stunde das T-Shirt lupfte und nackte Tatsachen präsentierte, wusste man: Almond ist der einzige Popstar der 80er, der nicht zu verfetten gedenkt! Bei seinem Bewegungsdrang auf der Bühne stand fest: Schuld an der Reunion war nicht nur der schnöde Mammon. Oldie-Hitparaden klingen anders, und Soft Cell sind nicht Showaddywaddy. Unkonventionell begannen sie mit „Memorabilia“, ihrer immer noch futuristischen Dancefloor-Hetzjagd, später nahmen sie augenzwinkernd das Wort „“Punkrock“ in den Mund und gaben Ratschläge zum Thema „“The Best Way To Kill“ aus nicht gerade das, was Besitzer von „“Monster 80s“ erwarteten. Schließlich mussten diese auch noch „“Martin“ über sich ergehen lassen, den fast vergessenen Klassiker über einen 14-jährigen sexbesessenen Psychokiller, eigentlich das Soft Cell-Stück schlechthin. Dazwischen wurden immer wieder neue Songs wie „Divided Souls“ und „Last Chance“ untergemogelt, die hin und wieder gefährlich an der Dorfdisse vorbeischrammten oder auch „Knock On Wood“ aufgriffen – sei’s drum. Natürlich erlebte man die obligatorischen Chöre, die bei „“Torch“ begannen und ihren Höhepunkt in „“Say Hello, Wave Goodbye“ fanden.

Der Showaddywaddy-Moment des Abends: „“Tainted Love“, serviert in der originalen 12-Inch-Version mit dem identischen Übergang zu „“Where Did Our Love Go“. Als dann jedoch die Disco Dollies zu einem Leben in Sünde verfuhrt wurden, war selbst das vergeben. Und Tastenmann Dave Ball lächelte alldieweil. Auch dafür hat es 18 Jahre gebraucht.

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