Vergessene Meisterwerke: „Phantoms & Archetypes“ von Paul Quinn

Gemeinsam mit seiner Independent Group zelebrierte der Sänger versponnene, aber geniale Kunstlieder.

In Paul Quinns Stimme liegen Melancholie und Manie dicht beieinander, auf „Phantoms & Archetypes“ gewinnt mal die eine, dann wieder die andere unliebsame Kondition Oberwasser.

Man wird an Scott Walkers elegischere Kunstlieder erinnert, auch an Marc Almonds finsterste Melodramen. Für dieses Album hat Alan Horne damals Postcard Records reaktiviert, den Gitarristen James Kirk angeheuert, Quinns alten Schulfreund Edwyn Collins in den Produzentensessel gesetzt und eine Stange Geld für die Studio-Aufnahmen herausgerückt.

Eine Entschädigung dafür gab es, allerdings nur künstlerisch. Paul Quinn gibt den Betrogenen, Getriebenen, Verzweifelten, in trostverweigernden eigenen Balladen wie „Punk Rock Hotel“, aber auch in Coverversionen so disparater Songs wie Vern Gosdins „Hangin‘ On“ und „Superstar“ von den Carpenters, salonfähig überführt in die Schattenwelt seines Pop Noir.

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Verkaufen ließ sich die Platte nicht, Horne zahlte ordentlich drauf und widersetzte sich lange einer Wiederveröffentlichung, weil die Welt das nicht verdiene. Eine Trotzhaltung, die dem schottischen Dickschädel nur zum Vorwurf machen kann, wer nicht um die weiteren kostspieligen Versuche Hornes in den Neunzigern weiß, Paul Quinn zum Durchbruch zu verhelfen. Vergeblich.

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