Verschwitzt und zugedröhnt

THE STROKES gewinnen ihr Halloween-Heimspiel haushoch - NEW YORK CITY, HAMMERSTEIN BALLROOM

Es ist Halloween in New York City, was zum einen bedeutet, dass man daheim ein Teelicht in den harmlos dreinschauenden Plastik-Kürbis stellen und dicke Kinder mit Schokolade füttern kann. Andererseits kann es an diesem Tag durchaus passieren, dass im Alltagsdunst Manhattans die eine oder andere Erwartung vorbeischwebt, dass etwas Außergewöhnliches geschehen könnte. So zückt man die Eintrittskarte für den Hammerstein Ballroom, der aus allen Nähten platzt und freut sich über die allgemeine Kostümierung. Die eigentlichen Helden des Abends besteigen die in gruseliges Licht getauchte Bühne, und mit einem hymnischen „Is This It“ werfen die Strokes die alte Frage in den Saal, die man nun endlich beantwortet haben will. Schon wenige Momente, nachdem sich Julian Casablancas das Mikrofon nah an den Mund gezogen hat, fahrt die Gänsehaut unter die bereits schweißgetränkten T-Shirts, und die offenbar einer ratternden U-Bahn nachempfundene Rhythmusmaschinerie reißt den Puls in die Höhe. Da haben uns die schlaksigen Herren mit dem muffigen Sound ihrer Studioproduktion mächtig veralbert. Die Strokes kämpfen sich durch die Untiefen ihres Debüts, als gelte es, Straßenbarrikaden einzureißen.

Bei „New York City Cops“ denkt für einen Moment keiner mehr an Velvet Underground. Länger nicht, dafür fällt Albert Hammond mit seiner Gitarre viel zu oft um. Am Ende „Take It Or Leave It“, und während das Feedback noch auf den Raum drückt, verlassen die Strokes kommentarlos die Bühne. Den Zuschauern bleibt nur der Schweiß auf der Stirn, und wenn ich die Augen zusammenkneife, sieht der Mann hinterm Tresen wie Joey Ramone aus.

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