Volkes Stimmen auf rarem Schellack

Da Trichtergrammophone und Mu- siktruhen mit 78-r.p.m.-Platten- drehern ja nicht mehr zur Stan- dardeinrichtung deutscher Wohnstu- ben gehören, ist diese Compilation-Se- rie mit deutschsprachigen Volks- und Pop(ulär)musik-Schellack-Perlen aus der Zeit von 1900 bis 1950 ganz beson- ders zu begrüßen. Vernimmt man, wie schön anno dunnemals geblödelt, ge- scherzkekst und geschweinigelt wurde, können einen die Guildos oder Dieter Thomasse mit ihren „Witz komm raus, du bist umzingelt“-Knüttelversen nur noch barmen.

Mit „Sachsen – Volkssänger“, Berlin – Großstadtklänge“ und „Wien – Zoten & Pikanterien“ lassen die emsigen Schellack-Archäologen von Trikont Volkes Stimmen aus drei Ballungsgebieten fernab all der Hochkultur-Messlatten jener läge fröhliche Urständ feiern – um dann noch mit „München-Bayern – Lieder & Couplets“ und „München-Bayern – Szenen & Vorträge“ altem Lied- und Humorgut vor der eigenen Haustür gar doppelt Tribut zu zollen.

Älteren Semestern muss man nicht erzählen, Valentin oder Weiß Ferdl waren. Die bekommen bei diesen Namen ohne- hin feuchte Augen. Mitmenschen aber, deren Stimmungsbarometer schon bei „Boah eh“, „Ballermann“ oder „wo is‘ denn jetz‘ der Blubb?“ zu sieden beginnt, können dafür Nachhilfeunterricht nehmen. – Ist meinethalben zwar oldschool- aber man lernt, dass „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ nur eine laue Floskel ist.

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