Vom Comeback der famosen Buzzcocks nahm kaum jemand Notiz – sie klingen womöglich zu sehr nach den Buzzcocks

Vielleicht muss man es nach über 25 Jahren einfach mal wieder sagen: Die Buzzcocks waren die Beatles auf Speed, ein elektrisch aufgeladener Wirbelsturm, das perfekte Verhältnis von Emotion, Melodie und atemberaubendem Tempo: JBoredom“,, ,Harmony In My Head“, „Nostalgia“ – alles Klassiken von denen vor allem amerikanische Bands wie Bad Religion oder Green Day fast alles gelernt haben. Seit einigen Wochen steht nun schon, mehr oder weniger unbemerkt, ein neues Album der Band aus Manchester in den Läden. Es trägt den schlichten Titel „Buzzcocks“ und ist verblüffend gut. Sogar eine Deutschlandtour wurde im Mai absolviert – leider unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit.

Dabei ist das Ganze weit mehr als der letzte Versuch einer Punk-Legende. Denn das Power-Punk-Quartett ist keineswegs, wie man denken könnte, unter dem Einfluss des The-Band-Revivals wieder zusammengekommen: Die Wiedervereinigung der Band -Steve Shelly, Steve Diggle und die Neuzugänge Tony Barber und Phil Barker an Bass und Drums – erfolgte bereits 1989. Seitdem sind vier Alben erschienen, die in den USA zum Teil hervorragende Kritiken bekamen. Dort sind die Buzzcocks zurzeit auch auf Tour – mit Pearl Jam durch die Arenen des Landes.

Warum also interessiert sich in Deutschland niemand für intelligenten Hochgeschwindigkeits-Pop vom Kaliber der neuen Single, „I’m A Jerk“? Pete Shelly ist da auch überfragt: „Wir hatten es nie besonders leicht. Eine große Plattenfirma hat das aktuelle Album abgelehnt, mit der Begründung, es klinge zu sehr nach Buzzcocks.“ Tatsächlich hört sich „Buzzcocks“ an, als sei das Album 1981 entstanden, unmittelbar nach tr A Dißerent Kind Of Tension“. Für die Freunde neuer, elektronischer Klänge hat Steve Shelly allerdings, zusammen mit Ur-Buzzcock Howard Devoto, unlängst das Album „Buzzkunst“ eingespielt. Der Song „Stars“ stammt aus dieser Zusammenarbeit. Auch „Lester Sands“ ist eine Shelly/Devoto-Kooperation:“Der Song ist 26 Jahre alt und entstand zur Zeit der ,Spiral Scratch‘-EP. Wir haben ihn manchmal bei Soundchecks gespielt, aber es gab nie ein vernünftige Aufnahme von dem Stück.“

Natürlich ist „Buzzcocks“ eine Verbeugung vor der Vergangenheit, und Shelly ist inzwischen wohl das, was man einen „Mucker“ nennt: ein altgedienter Rock-Veteran ohne allzu große Ambitionen. Doch schnörkellose Songs schreiben, das kann er auch mit fast 50 noch unverschämt gut. Und Neuem gegenüber ist Pete Shelly ebenfalls aufgeschlossen: „Dieser Song von t.A.t.u ist fantastisch! Ich liebe ihn. Und mir ist es völlig egal, was die Leute über dieses Lesben-Ding reden. Das ist nicht mal ein richtiger Kuss – die benutzen keine Zungen.“

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