Vorschuß auf die Lorbeeren

Die Ironie der Konstellation liegt auf der Hand: Während die Psycho-Girlies von A wie Alanis bis A wie Apple ihre Tagebücher molken und den Terminus „Singer/ Songwriter“ fast exklusiv aufs weibliche Geschlecht eichten, kümmerte sich Cohn um seine Kinder und kehrte die Scherben einer zerbrochenen Ehe zusammen. Gefühls-, Beziehungs-, Familienarbeit: Der New Yorker Songwriter brach notgedrungen aus dem Karriere-Zirkel aus, wagte sich auf „klassisches“ Frauenterrain – und mußte prompt mit dem Unverständnis vieler Leute aus seiner Umgebung leben, da „es über ihren Horizont hinausging“.

„Vielleicht ist’s ja ein Vorteil, daß ich keine Frau bin – nicht noch eine Frau“, hofft Cohn, der noch 1991 mit seinem Debüt eher die Ausnahme war – und heute die Regel verkörpert, die nicht unter die Räder kommen möchte.

Daß er nicht ganz in Vergessenheit geriet, dafür sorgte vor allem Chers Cover seines ersten und bisher einzigen Hits „Walking In Memphis“. Andererseits: Gerade dieser Song dürfte heute eher mit der bekannteren Interpretin als mit dem lange abgetauchten Autor assoziiert werden. Cohn war „überrascht, wie ähnlich ihre Version klingt. Wenn ich sie produziert hätte, wäre das Piano sofort rausgeflogen.

Aber dann wär’s vermutlich kein Hit geworden.“ Der ihm pralle Tantiemen und die lange Auszeit (ab)sicherte. Sogar die Plattenfirma ließ ihn einigermaßen in Ruhe und die Dinge an der Heimatfront regeln.

Das neue Album „Burning TheDaze“ hätte schon ein Jahr früher draußen sein können, wenn Cohn die erste, von ex-Daniel Lanois-Helfer Malcolm Burn produzierte Version goutiert hätte. Aber die klang, so Cohn, „als ob ich auf einer Malcolm Burn-Platte singen würde – und nicht wie meine Platte, die er produziert Malcolm dekonstruierte einfach alles, was die Leute irgendwie mit mir in Verbindung gebracht hätten. Er wollte zu schnell etwas zu anderes.“ Also landete er doch wieder bei John LeventhaL der schon den Vorgänger „The Rainy Season“ (1995) betreut hatte.

Cohn ringt also um ein Comeback. Paula Cole rang um ihre Fassung, als sie Ende Februar eben den Grammy (ab „Best New Artist“) bekam, den sich Cohn vor sieben Jahren abholen durfte. „Es war wundervoll“, sagt die 30jährige Songschreiberin aus Massachussetts, die mit John Denver und Paul Simon, Bück Owens und Johnny Cash in einem gepflegten, aber emotional unterbelichteten Yankee-Haushalt großwurde. Musik als Ventil für Sex, Leidenschaft, Angst – „meine Eltern dachten schon, ich sei selbstmordgefahrdet, weil ich keine optimistischen Songs schrieb“. Die das Debüt Jnarfnnger“ (1993) auch nur unter „ferner liefen“ plazieren konnten. Vorher hatte sich Cole „die Grammies nicht mal angesehen“, diesmal spürte sie den Druck, bei nicht weniger als sieben Nominierungen wenigstens einmal gewinnen zu müssen. Cole: „Als die Veranstaltung halb vorbei war, wurde ich richtig nervös. Dann gewann ich doch, und meine Gefühle hauten mich um.“

Der Hit heißt in ihrem Fall „Where Have All The Cowboys Gone?“ – ein schönes Beispiel dafür, daß mythenbesetzte Schlüsselwörter allemal ausreichen, um Mißverständnisse zu provozieren. Der Sarkasmus des „Heimchen-am-Herd“-Szenarios ist eigentlich kaum zu überhören, doch vielen erschien Cole doch nur wie das Weibhen, das sich nach dem iiacho sehnt Amüsiert rzählt sie vom Auftritt uf dem Flugzeugträger George Washington“ m Persischen Golf. „Sie iberreichten mir ’ne Pla-:ette: ,Von der George Washington, wo die ganen Cowboys zuhause ind!‘ (lacht). Aber man nuß sie doch lieben daür, oder nicht?“ Die zweite US-HitlingleJDon’tWantTo Wait“ hat die Cowboys rstmal wieder auf die Veide geschickt und das mage „zurechtgerückt“, ierade den Grammy ls „Best New Artist“ berachtet sie als ein gutes )mcn, denn da gehe es i „nicht nur um einen ong, sondern um die Zukunft als Künstler“*. Daß die auch ganz anders aussehen kann als erhofft, kann Cole bei Cohn studieren. Mit ex-Gattin Jennifer lebt er noch unter einem Dach, aber in verschiedenen Apartments: Transportmittel ist der Fahrstuhl, der Max (6) und Emily (3) von Mama hoch zu Papa und zurück fährt. „Die Kids lieben es – wenn man davon sprechen kann ob der traumatischen Erfahrung, daß ihre Eltern auseinandergingen.“

Und was passiert, wenn sein Comeback ins Wasser fällt?

„Ich mache mir nicht mehr so viele Gedanken, wie ich ankommen könnte da draußen. Es ist nicht egal, aber ich versuche, mehr Distanz zu halten.“

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