Weiter Weg für stille Denker

Das Moll-Panorama von Midnight Choir kam über Umwege zustande

Es gibt viele Menschen, denen man nahelegen möchte, doch erstmal nachzudenken, bevor sie den Mund aufmachen. Und dann gibt es Menschen, die denken soviel nach, dass sie gar nicht mehr dazu kommen, den Mund aufzumachen. Atle Bystrom ist so einer. Die harmloseste Frage gibt einem das Gefühl, man nötige den stillen Denker vors letzte Tribunal.

Vielleicht holt der Midnight Choir-Autor – Künstlername Al DeLoner – aber auch deshalb so weit und tief aus, weil es für seine Musik ein weiter Weg war zum geschliffenen Moll-Panorama des vierten Albums „Unsung Heroine“, das mal eben auf Platz 3 der norwegischen Charts durchmarschierte. Mit Metal wuchs Bystrom auf, landete dann beim Prog-Rock, um auf dem Weg zurück erst beim Blues zu landen, dann beim Rockabilly – dem Geburtshelfer von Midnight Choir. Nach dem Gesamtwerk von Cohen und Dylan hat Bystrom nun gerade ein zweijähriges Intensivstudium der deutschen Sinfonie abgeschlossen: Mahler, Bruckner, Haydn. Wie sich das auf seine nächste Kreativ-Klausur auswirken wird? Zuletzt ging er in England und Dänemark vor Anker. „Norwegen ist mir zu kalt“, erklärt er nach einer kleinen Ewigkeit „Im Winter friert alles weg.“ Manchmal sogar die Worte.

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