Wenn der Berg ruft

Der österreichische Schauspieler und Musiker Robert Stadlober liebt das Wandern und Chris Bells Power-Pop.

Ich komme ja aus den Bergen. Für mich strahlt das Cover von Chris Bells „I Am The Cosmos“ die absolute Ruhe aus. Das Meer ist natürlich auch irgendwie ruhig, aber es gibt nichts Schöneres, als oben auf dem Gipfel eines Berges zu stehen.

Ein paar Tage nach meiner Geburt hat mich mein Vater zuerst auf den Zirbitzkogel getragen. Der Zirbitzkogel war bei uns der nächste Berg. In meiner Kindheit hat er mich dann ständig auf Berge geschleppt. Seitdem gehe ich mit meinem Vater jeden Sommer wandern. Auch mit meinem besten Freund David gehe ich oft in der Berge. Dabei geht es mir aber nicht darum, irgendwelche Höhenmeter zu überwinden. Vielmehr komme ich Zen-gleich zur Ruhe. Nach ein bis zwei Stunden verfällt man in einen meditativen Trott, man geht und geht und geht. Man kann nicht mehr aufhören. Gerade als nicht so sportlich und gesund lebender Mensch ist man doch erstaunt, was für eine unglaubliche Kondition in einem steckt. Der Rhythmus des Gehens und die Weite der Landschaft können deine Gedanken verändern. Sie werden grenzenlos.

Natürlich ist diese Platte nicht lebensbejahend, „I Am The Cosmos“ ist eines der traurigsten Liebeslieder der Welt. Da steht jemand auf einem Berg und singt alleine „Every night I tell myself/ I am the cosmos/ I am the wind.“ Wenn man dann noch die Geschichte von Big Star kennt, die Tragik in Chris Bells Leben und um seinen frühen Tod – dann verdrückt man schon mal eine Träne.

Auf meiner Beerdigung soll „I Am The Cosmos“ gespielt werden. Aber das hat noch ein bisschen Zeit. Aufgezeichnet von Frédéric Schwilden

Das aktuelle Album von Robert Stadlobers Band Gary, „One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji“, erschien im Mai.

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