Wenn Surrogat versuchen, eine Hardrock-Show auf kleine Indie-Bühnen zu bringen, freuen sich vor allem ehemalige, einst ungenierte Monsters Of Rock

Hamburg, MOLOTOw. Der Prä-Gig-Smalltalk geht bei solchen Terminen immer über andere Bands: Von Nada Surfund den Go-Betweens lallt der Dünne mit der Umhängetasche, der Surrogat schon am Vorabend gesehen hat und zum zweiten Molotow-Konzert vorsorglich volltrunken erschienen ist. Zwei Flaschen Wein, sagt er. Die als Hardrock-Band frisch aus der leftfield-Experiment-Hanicore-Schale geschlüpften Surrogat müssen froh sein, wenn ihr Publikum schon eingestimmt kommt, denn selbst besoffen sein ist nicht gut für die Musiker.

Es ist kein Wfein-, eher ein Bier-Konzert. Auf die Idee, an jedem Tour-Ort zwei bis drei Mal hintereinander zu spielen, kam Triochef Patrick Wagner ja durch den alten Brauch bei Siebziger-Biertrinker-Bands, Städte auf diese Art systematisch zu Grunde zu richten. Bei Surrogat sind die Hallen noch zu mickrig – zu Wagners berühmtem Größenwahn kommt im richtigen Moment der entscheidende Kleingeist. So sieht es wenigstens schön voll aus, der Stempel auf die Hand kostet sieben Euro, nirgends sonst bekommt man so voluminöse Musik so klein.

Es klappt nicht ganz. Für ein gescheites Dumpf-Rock-Revival müssten wir eigentlich zurück zu den Zuständen, die bei Punk-Definitionen immer als prähistorische Horror-Vision skizziert werden: Monster-Trucks voller Lautsprecher-Membranen, weite Bühnengräben. Surrogat haben einen zweiten Gitarristen dabei, spielen nur Stücke aus ihren zwei erleuchteten Dresch-Platten „Rock“ und „Hell In Hell“ , aber der Mixer und die Verstärker-Anlage und überhaupt das ganze Molotov sind doch zu indie, um das abzubilden, was die Band hier vorhat. „Stumpfer!“ ruft der taumelnde Indie-Boy von vorhin zum Spaß dazwischen. Aber stumpf genug wird es erst werden, wenn Surrogat wie geplant auf die Festival-Bühnen gehen.

Einige Posing-Versuche des Bassisten misslingen, weil die Bühne keinen Platz gibt für weit ausgebreitete Füße. Wagner macht alles genau wie früher, bei Surrogat ging es schon in den verkünstelteren Jahren darum, die Körperenergie der Musiker nutzbar zu machen. Okay, er schwitzt ein bisschen mehr. Er sagt „Partykracher“ an, erklärt, dass der neue Song „Zerfall“ ausschließlich aus Zitaten besteht. Iron Maiden, Bon Jovi, Nirvana. Für viele der Indie-Rocker im Molotow ist das mehr als ein Spiel. Als Teenies haben sie noch für die echten Maiden geschrien, eine peinliche, lange verschüttete Erinnerung.

Auch Indie-Boy sagt sicher oft, er habe die Jugend mit Heavy Metal nur verschwendet.

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