Wieder zurück in der Realität

Von den Boo Radleys zum BRAVE CAPTAIN

Im Sommer ’95fand sich Martin Carr eines Nachts auf dem Rücksitz einer New Yorker Limousine wieder, im weißen Pelzmantel und mit einer gigantischen Sonnenbrille im Gesicht. „Scheiße“, dachte er, „jetzt bin ich Elton John.“ Ein seltener Moment der Klarheit, denn der Gitarrist und Songschreiber war noch mitten im Taumel um das erste Nummer-Eins-Album seiner Band Boo Radleys. Die Realität entwischt einem da leicht.

Nach zu vielen chaotischen Studiosessions und noch mehr Drogen löste er die Band aul und verbrachte ein Jahr vorm Fernseher – klassischer Burn-out.

Doch eines Tages verwandelte sich Martin Carr im Heimstudio in den Brave Captain, der sich selbst Band genug ist und seine Stimme entdeckt hat. Bei einer langen Sitzung in Wales hat er das Album „Go With Yourself“ aufgenommen, das kaum nach kruder Heimwerkerei klingt, sondern nach lein tariertem Ensemble: „Ich saß am Arsch der Welt, draußen war’s dunkel und kalt. Mit Synthesizern Lärm zu machen, hätte ich unpassend gefunden.“

Solchen Stimmungen gibt Carr sich nun hin. Drogen nimmt er nicht mehr so viele, aus der Londoner Szene ist er völlig draußen. Neulich, so schreibt er in seinem Internet-Tagebuch, ist er an einem regnerischen Nachmittag vom Fahrrad gefallen. Zur Zeit für ihn der Gipfel der Exzesse.

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