Willander sieht fern: Thomas Gottschalk, das Pop Kid

Endlich wieder: Thomas Gottschalk redet in seiner neuen Show vier Stunden lang über – alles

Der Teletext von RTL erweckte hysterische Vorfreude: Thomas Gottschalks neue Sendung heißt „Mensch Gottschalk – Das bewegt Deutschland“, und versprochen wurde, dass „je nach Thema emotional, humorig oder hintergründig“ verhandelt werde. Ein Begriff passt hier nicht – und es ist nicht „humorig“.

Gottschalk beginnt die Sendung humorig vor der Sendung, er übernimmt das Einheizen: Ungefähr hundert Leute sitzen auf Stühlen. „Wollte nur mal guten Abend sagen, das ist wichtig“, sagt er. „Ich will mit normalen Menschen über normale Themen reden, mal sehen, ob das noch geht. Wichtig ist, dass ihr normal reagiert.“ Das Einzige, das bei Gottschalk immer ging, war normal mit normalen Menschen über normale Themen reden. Er geht etwas steif, sein Quadrizeps ist gerissen, „Bin auf den Arsch gefallen“, und er spricht ein bisschen verwaschen, ist wohl etwas mit den Zähnen.

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Gottschalk trägt Leopardenstiefeletten, einen braunen Anzug und ein T-Shirt mit dem Konterfei eines Indianers mit Wolfskopf und Federschmuck. Vielleicht bedeutet das: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses. „Ich versuche, nicht zu überziehen“, witzelt Gottschalk. Bombenstimmung im Studio. Die Sendung ist für dreieinhalb Stunden angesetzt. „Nena kommt, die Pet Shop Boys, alte Buddys wie Niki Lauda.“ Die Sofagarnitur ist braun, die Kulissen sind braun-orangefarben. Später steht eine braune Haus-Bar herum. Es ist wieder „Gottschalks Haus-Party“, es ist dieses Konzept, gar keins, nur dass es nicht an der Tür bimmelt.

Nun laufen Fußballkinder auf, die den Pappkameraden der deutschen EM-Mannschaft zugeordnet sind; der Bartbrillenmützenträger Mark Forster hat das kuratiert. Forster singt „Wir sind groß“, er schlenkert mit den Armen, es ist der EMSong. Das Stück handle von „so ’m Sommer mit Kumpels, nä“, sagt Forster. Gottschalk sagt: „Das begeistert die jungen Leute.“ Forster sagt: „Ja.“ Dann kommt ein Gottschalkmoment: Er spricht ein Mädchen mit „Sandra?“ an, sie sagt: „Nee, Theresa“, er versucht es noch einmal mit „Sandra“, aber sie heißt noch immer Theresa. Die Kinder haben auch was Musikalisches gemacht, man sieht Videos, und zu einem Jungen sagt Gottschalk: „Ja, die Hymne, das warst du hier, mein Liaba.“

Dann kommen der Ex-Nationaltorhüter Timo Hildebrand, der Moderator Matthias Opdenhövel und der Terrorforscher Peter Neumann: Die Bombe wird hochgehen, aber sie wird nicht im Stadion hochgehen, sagt Professor Neumann. „Statistisch gesehen ist es immer noch so, dass die Fahrt zum Flughafen gefährlicher ist als so ein Großereignis“, beruhigt Gottschalk.

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Zwei Zauberer blasen mit einer Pustemaschine einen Gummiball auf. Der EU-Parlamentarier Martin Schulz sagt, dass alle 28 Mitgliedsstaaten sagen müssen, wann die Lokomotive losfahren soll, aber das sagen sie nie. Die syrische Schwimmerin Yusra Mardini kommt, sie ist die Erfolgsgeschichte, sie schwimmt jetzt in Spandau und bald bei Olympia. „Willabbamaeinssagen“, sagt Schulz, Syrien sei ein hochkultiviertes Land, und so eine Frau wie Yusra sollten sich Rechtsextremisten mal ansehen. „Herr Schulz und ich wissen Bescheid, wenn wir jetzt an die 80er-Jahre erinnern“, sagt Gottschalk, und die Pet Shop Boys singen „The Pop Kids“, Gottschalk sagt: „Die ältesten Pop Kids der Welt“ und: „Die Deutschen sagen ja immer ,Genau‘ am Ende“, und Neil Tennant sagt: „Genau“, und am Ende sagt Gottschalk: „,Go West‘, ha!“ und macht diese Bewegung mit der Faust.

Später kommen das autonome Auto, der alte Buddy Niki Lauda, Nena, Samuel Koch und Freundin, Donald Trumps deutscher Großcousin, Hunde und noch einmal Mark Forster.

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