Wir sind Helden

Drei Männer, ein Gedanke: In Würde weitermachen

Chris Hillman macht Gospel-Hymnen fürs Auto

„Come on wheels, take this boy away/ We ‚re not afraid to ride/ We’re not afraid to die/ Come on wheels take me home today“, summt Chris Hillman vor sich hin, als ich ihn auf „Wheels“ anspreche einen der schönsten Songs, die er mit Gram Parsons für das Debüt der Flying Burrito Brothers, „Gilded Palace Of Sin“, schrieb. „Den haben wir geschrieben, nachdem Gram sein Motorrad zu Schrott gefahren hat. Vieles von den frühen Sachen ist tongue in cheek. Alberne Sachen – aber mit Gospel-Metaphorik.

Gothic Southern baptist Protestant stuff.“ Auch auf seinem schon recht jenseitig betitelten neuen Album „The Other Side“. das er zusammen mit seinem alten Kumpel Herb Peterson aufnahm, sind Gospel und Bluegrass die Koordinaten, in denen sich alle Songs bewegen. „Wir wollten eine Platte machen, die man im Auto hören kann, wen man im Stau steht, schöner Gesang, schön gespielt.“ Dann lacht er, als er mein ratloses Gesicht sieht. „Versteh mich nicht falsch, es ist ja kein New Age-Album, ich besinne mich nur auf die Wurzeln meiner 44 Jahre dauernden Karriere.“

John Hiatt liebt Gitarren mehr als Autos

Da hat er über 1000 Songs geschrieben, die ihm Bob Dylan, Bonnie Raitt, B. B. King und Eric Clapton mehr oder weniger aus den Händen reißen, und trotzdem behauptet John Hiatt, keine Ahnung zu haben, was einen guten von einem schlechten Song unterscheidet. „Ich weiß nur, daß der Unterschied oft sehr klein ist“, sagt der 52jährige, der gerade sein 21. Album veröffentlicht hat, auf dem es natürlich wieder mal nur gute Songs gibt. Auf „Master Of Disaster“ ackert sich Hiatt mit knarziger Stimme durch traditionelle amerikanische Musikgenres – von Skiffle („Wintertime Blues“) bis Southern Rock („Love’s Not Where We Thought We Left It“). Und statt über die Songs redet er – wie alle Musiker – lieber über die Aufnahmen: „Ich, wollte, daß ‚Master Of Disaster‘ klingt, wie Platten früher mal geklungen haben.“ Deshalb haben er und sein Produzent Jim Dickinson mit dem ultramodernen digitalen Sonoma-24-System gearbeitet: „Nur so kriegt man heute noch diesen altmodischen Sound hin.“ Und dann gibt er doch noch zu, daß er trotz der Mobilistenhymne „Thunderbird“ seine Gitarre mehr liebt als sein Auto („Sie hat mich weiter gebracht“), daß der akustische Blues „Back on the Corner“ seine Antwort auf die Kürzungen der Sozialausgaben der US-Regierung ist und daß er findet, daß ihm der Titelsong ziemlich gut gelungen ist: „Warum, weiß ich aber echt nicht.“

Stephen Stills hängt an seinen alten Freunden

Daß Stephen Stills 14 Jahre für eine neue Platte gebraucht hat, liegt an alten Seilschaften, sagt Stills. „Ich wollte schon früher, sicher. Aber immer, wenn ich ein paar Songs hatte, kamen Graham und David und fanden sie gerade richtig für ein neues Crosby, Stills & Nash-Album. Schwups, weg waren sie.“ Pünktlich zur neuerlichen Konzertreise von CSN hat Stills mit „Man Alive!“ nun eben doch eine Platte fertigbekommen, und dort ist alles drauf, was Stills so spielt: breiter Land-Rock, Texas-Blues und Westcoast-Folk samt Latino-Versatz, gemütliche Altherrenmusik insgesamt. „Ich habe mir alte Sessions angehört, so wie die Stones es oft machen, und dann Songs draus gebastelt. Manchmal habe ich mich erschrocken, weil mir Ähnlichkeiten zu anderen Sachen von mir aufgefallen sind. Aber, na ja, ich habe halt so die Arten von Musik, die mir gefallen.“ Auch dabei ist übrigens Kumpel Neil Young. „Neil ließ sich regelmäßig Tapes von den neuen Sachen schicken; er hat mir ein bißchen über die Schulter geguckt und schließlich auch mitgespielt. Es hilft, ihn dabei zu haben; er erinnert mich daran, was ich am besten kann.“

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