Wulff vs. Swift 0:1

Wir vermuten mal, Kristina Schröder lag falsch, als sie sich in ihrem Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber“ gegen weibliche Role-Models aussprach. Bettina Wulff zum Beispiel wurde von der Presse in den vergangenen Jahren nicht selten als ein solches dargestellt. Es hieß, sie sei hübsch, ehrgeizig und unangepasst (zumindest deutete der Boulevard ihre Tätowierung so). Mit einer geheimnisvoll-verruchten Vergangenheit, die ihr die Google-Autovervollständigung andichtete und einer tragischen Diva-Gegenwart (Armutsfalle Ehrensold) hatte sie gar das Zeug zum Popstar. Doch als sie anfing zu singen (hier im Sinne von: ein Geständnis ablegen), reichte es nicht mal mehr für einen Platz zwischen Stefanie Hertel und Jeanette Biedermann. Mit ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ entpuppte sich die einst glamouröse Präsidentengattin als larmoyantes Luxusgeschöpf.

Taylor Swift hatte anfangs wesentlich schlechtere Voraussetzungen, ein Role-Model zu werden. Viel zu brav und bieder, jungfräulich noch dazu – und auch die Tattoos waren nur aufgemalt. Doch dann sang sie darüber, wie sie durch ihre Liebelei mit dem Rocker John Mayer ihre Unschuld verlor, und plötzlich erkennen junge Frauen wie Lena Dunham, Regisseurin der fabelhaften HBO-Serie „Girls“, in ihr Inspiration und Vorbild. Zumindest im Pop kommt man als bitch immer noch weiter.

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