Folge 24

Zeit für den Asi-Waggon

Stressfaktor Bahnfahren: Nicht nur Unpünktlichkeit und unbetretbare Toiletten nerven unseren Kolumnisten - auch die Bahnkund:innen

Komme grade von meiner Tournee zurück, die „Südflanke“, also Züri und Stuttgart. Abgesehen von dem bereits erwähnten Publikumsschwund gibt es auch noch andere Aspekte die das Leben auf solchen Reisen mitunter schwierig machen. Mein Kollege Tex und ich fahren, um es einfach und unanstrengend zu halten, eigentlich ganz gerne mit der Bahn. Seit einigen Jahren allerdings ist der deutsche Zugverkehr eher zu einer stetig sprudelnden Quelle des Stresses mutiert, keine Bahn kommt pünktlich, die Lüftungen funktionieren nicht, die Bordrestaurants sind geschlossen und die Klos unbetretbar. Wenn man dann das Pech hat, seinen Sitz neben einer Person mit sozialer Funktionsstörung reserviert zu haben, kann sich die vermeintliche Entspannung schnell zu einem maximalen Aggressionsdesaster auswachsen.

In Texens Fall (wir saßen in unterschiedlichen Abteilen) war es eine Dame, die direkt nach der Abfahrt ihr Handy zückte und von da an lauthals durchtelefonierte. Wie es denn der anderen Person gehen würde, ihr selber ginge es ja nicht so richtig gut. Zitat: „Erst der Husten und nun der Durchfall, naja, Hallo… HALLOOO… ich kann Dich grad nicht mehr hören, sowas Doofes. HAAALLOOOO??? Ah, da bist Du ja wieder, naja und was machen die Kinder? Nein das gibts doch gar nicht, das ist ja süß, also Ponys sind aber auch süß! Was? WAASSS? Ich verstehe Dich gar nicht, Hannelore. Haaalloooo? Hahaha, Du warst irgendwie kurz weg, jetzt bist Du ja wieder da, komisch, nicht? Naja, erzähl mal weiter…“

Die erste halbe Stunde hält man so etwas noch zähneknirschend aus, aber wenn dann die salbadernde Person das Ladegerät zückt und das Handy anschließt, um derweil stetig weiter lauthals und penetrant vor sich hinzuplappern, wenn all die flehenden Blicke und das Räuspern im näheren Umfeld zu keiner Reaktion bei der Telefonistin führen, dann steigt das Aggressionslevel sprunghaft.

Im Umkreis der Dame dachten mindestens zehn Personen darüber nach, ihr das Handy zu entreißen und es ihr in den Hals zu stopfen. Allein: Niemand tat es. Und niemand würde es tun. Warum nur können wir uns gegen die Asozialitäten Einzelner so schlecht zur Wehr setzen? Wir brauchen Beschwerdeknöpfe in der Bahn, Knöpfe mit denen wir über den Weiterverbleib Einzelner im Abteil abstimmen könnten. Wenn nur genug Mitreisende diesen Knopf drückten, würde das Nervsubjekt in einen Asi-Waggon ganz am Ende des Zuges gesperrt, mitsamt Handy, Ladegerät und all den anderen Egoshootern. Ich wette, dieser Asi-Waggon wäre immer berstend voll. Und die Knöpfe würden ununterbrochen gedrückt werden, aber nicht nur wegen der Asis, sondern wegen der ganzen beknackten Bahn selber.

Pudel Art Aktion

Nun noch mal zu etwas komplett anderem: Ich kündigte ja schon vor einigen Ausgaben an, dass Schorsch Kamerun, die Kölner NGO Cologne Cares und ich am 20.10.22 im Schauspielhaus zu Hamburg eine große Auktionsgala für die Opfer des russischen Angriffskrieges in der Ukraine veranstalten. Gerade in diesen Tagen haben die Menschen dort massiv unter den Terrorangriffen der russischen Drohnen auf zivile Einrichtungen zu leiden, ca. 30 Prozent der Energieinfrastruktur wurden bereits zerstört.

Deshalb findet morgen die „Pudel Art Action“ statt, wir haben von vielen Künstler:innen und Medienarbeiter:innen phantastische Privatobjekte für diese Versteigerung bekommen, zum Beispiel das Bonanzarad von DJ Koze, das ihn zur ersten Fishmob Single „Bonanzarad“ inspirierte. Eine Bassgitarre von Mark Chung / Einstürzende Neubauten. Bela B.s goldene Schallplatte zum Die Ärzte-Album „Die Bestie Namens Mensch“. Zwei Blusen von Caren Mioska und Linda Zervakis, die sie in der „Tagesschau“ bzw. den „Tagesthemen“ getragen haben.  Ein Kunstdruck von Malermeister Daniel Richter. Eine Mandoline von Danny Dziuk, dem Orchesterleiter von Axel Prahl. Eine Westerngitarre von Axel Prahl.

Drei Anzüge, inkl. „Wacken-Video-Anzug“ von Jan Delay. Eine Gitarre von Jan Plewka. Ein dreiteiliges Bild von Rebelzer. Ein signiertes Foto von Wim Wenders. Ein signiertes und handbeschriebenes Buch von Jarvis Cocker. Ein signierter Padelschläger von Jürgen Klopp. Von Nils Frahm 26 Testpressungen seiner Platten, handsigniert. Von Lars Jessen den Regiestuhl von „Fraktus“. Eine Bassgitarre von den Toten Hosen, von allen signiert. Ein Ölbild auf Leinwand von Robert Drakoniannakis. Und von Peaches einen Druck, ein Kostüm und ein kaputtes Mikrofon. Wenn ihr Lust habt eines dieser Objekte zu ersteigern, dann kommt am 20.10. um 20 Uhr ins Schauspielhaus, der Eintritt ist frei, oder aber steigert hier bereits ab jetzt von zu Hause mit.

Wenn Ihr nichts ersteigern, aber dennoch spenden wollt so könnt Ihr das hier über Paypal tun: info@cologne-cares.de

Wenn Ihr genauere Infos über Cologne Cares sucht, so folgt diesem Link.

Der Abend beginnt mit einem kurzen und faktenreichen Gespräch mit Kristina und Muwi von Cologne Cares über deren Arbeit in der Ukraine. Darauf wird Thees Uhlmann mit seiner Band ein paar Songs kredenzen. Im Hauptpunkt des Abends kommt es schließlich zur Versteigerung der 22 Lose, hier seid Ihr als Bieter gefragt. Und zum Abschluss wird Erobique mit einigen Freunden den Abend musikalisch verzieren.

Wir freuen uns über euer zahlreiches Erscheinen, bzw mitbieten online.

 

Autorenbild von Kerstin Behrendt

 

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