Ziel: Zeit losigkeit

Mit entrückten Soundcollagen streben MERCURY REV danach, die gesamte Menschheit zu berühren

Im Geiste verbrüdert mit Grandaddy und den Fläming Lips, hat wohl kaum eine andere amerikanische Band der letzten Jahre den Raum zwischen klassischem Pop-Songwriting der 60er und 70er Jahre, Folk, Avantgarde und schwerelosen Sound-Collagen so weit abgeschritten wie Mercury Rev. Gewohnt virtuos und gleichermaßen entrückt gehen Jonathan Donahue und der Rest der Schwärmer live treten Mercury Rev als Sextett in Erscheinung – nun mit „Allh Dream“ ins 13. Jahr ihrer Bandkarriere. Jemandem, der fast alle musikalisch relevanten Strömungen so begierig absorbiert zu haben scheint wie Donahue, traut man in der Regel eine voluminöse Plattensammlung zu. „Keineswegs“, korrigiert Donahue. „Möglicherweise habe ich die kleinste Plattensammlung von allen Leuten, die du je getroffen hast Es müssten um die 22 Platten sein, die ich unsagbar oft gehört habe. Es interessiert mich auch nicht, ob es wichtige Platten sind oder aus welchem Jahr sie stammen. Das schützt mich davor, ein nerd zu werden, der jede Veröffentlichung als 180-Gramm-Foldout-Vinyl haben muss. Das stelle ich mir schlimm vor.“ Ein Album von Leonard Cohen muss jedoch dabei sein. Wie sonst lässt sich das neue Stück „A Drop In Time“ erklären, in dem sich Donahue „caught like a fleeting thought stuck inside of Leonard Cohen’s mind“ wiederfindet? „Die Gesamtheit dessen, was ihn als Mensch und Musiker ausmacht, hat mich inspiriert – das universelle Phänomen, nicht nur einzelne Songs.“

Obwohl es zu Beginn der Aufnahmen des letzten Geniestreichs JDeserter’s Songs“ zu einem Streit zwischen Donahue und seinem kongenialen Partner Sean „Grasshopper“ Mackowiack kam, der das Kollektiv beinahe gesprengt hätte, verkaufte sich dieser Longplayer fünfmal besser als die vorherigen Alben der New Yorker. Die positive Stimmung in der Band hört man „AllIs Dream“ sofort an. Das weltentfernte Epos könnte in nahezu jedem beliebigen Jahrzehnt entstanden sein. Donahue holt weit aus: „Früher habe ich die Bedeutung von ,zeidos‘ falsch verstanden. Damals war das für mich Musik, die Jahrzehnte überdauert. Heute weiß ich: Etwas ist nur zeitlos, wenn es zu jeder Zeit möglichst alle Menschen anspricht und berührt Nur wenn beides zusammenkommt, ist etwas zeitlos. .Amazing Grace‘ ist ein gutes Beispiel, da geht wirklich jedem das Herz auf. Und so etwas würde ich auch gern machen.“

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