Zum 10. Todestag von George Harrison: Die Jahre nach den Beatles

Heute jährt sich der Todestag von George Harrison zum zehnten Mal. Lesen Sie hier einen Auszug aus unserer großen Story über den Ex-Beatle. Dazu verlosen wir je drei Exemplare der DVD und des Buches "Living In The Material World".

Dienstag vor zehn Jahren, am 29. November 2001, starb Ex-Beatle George Harrison im Alter von 58 Jahren in Los Angeles an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung. Das traurige Jubiläum ist auch der Anlass zweier Veröffentlichungen über das Leben und Schaffen Harrisons. So erscheint am 08. Dezember die DVD / Blu-ray „Living In The Material World“ von Martin Scorsese.

Die Bilder zu diesem Artikel stammen aus der von Olivia Harrison herausgegeben illustrierten Biografie „George Harrison. Living In The Material World„, die zudem Zitate von Harrison, Paul McCartney, Phil Spector, Ravi Shankar u. v. a. aus der gleichnamigen Martin-Scorsese-Dokumentation enthält. Der Regisseur schrieb auch das Vorwort. Die deutschsprachige Version ist im Knesebeck Verlag erschienen und kostet 39,95 Euro. Eine Verlosung zu diesen Veröffentlichungen finden Sie am Ende des Artikels.

Lesen Sie nun einen Auszug aus unserer großen Story „George Harrison: Das Licht kommen von innen“ von Jonathan Windgate. Hier beleuchtet unser Autor die Jahre nach den Beatles:

George Harrison sollte das erste Beatles-Mitglied sein, das ein Solo-Album veröffentlichte („Wonderwall Music“), und bereits bei den Aufnahmen zum „Weißen Album“ war er emotional und kreativ so frustriert, dass er die Gruppe wütend verließ, um allerdings einige Wochen später zurückzukehren. Nicht der letzte Ausbruchversuch, wie ein lakonischer Tagebucheintrag vom 19. Januar 1969, als die Beatles in den Twickenham Studios „Let It Be“ filmten,  verrät: „Got up went to Twickenham rehearsed until lunch time – left the Beatles – went home and in the evening did King of Fu (kontroverse Single des Apple-Künstlers Brute Force) at Trident Studio – had chips later at Klaus (Voormann) and Christines went home.“

Als Paul McCartney 1970 endgültig den Stecker zog und die Beatles Geschichte waren, veröffentlichte Harrison schon wenig später „All Things Must Pass“ – ein Triple-Album, das er mit all dem Material füllen konnte, das er ursprünglich für die Band geschrieben hatte. Es sollte sein Meisterstück werden und gilt vielen Zeitgenossen noch immer als das gelungenste aller Beatles-Soloversuche.

Produziert von Phil Spector, warf das Album mit „My Sweet Lord“ auch den größten Hit seiner Solokarriere ab. Der kommerzielle Erfolg des Songs, einem Zwitter aus honigsüßer Melodie und Mantra, wurde allerdings überschattet, als die Verleger des Chiffons-Hits „He’s So Fine“ auf Plagiat klagten und sich mit dieser Auffassung auch juristisch durchsetzen konnten.

Nachdem er Pattie Boyd bei den Dreharbeiten von „A Hard Day’s Night“ kennengelernt hatte (in dem das 19-jährige Model ein Schulmädchen mimte), trat Harrison mit ihr 1966 vor den Altar – der alte Freund Paul fungierte als Trauzeuge. Sie trennten sich 1974, als Boyd mit Eric Clapton zusammenzog, einem seiner engsten Freunde. Vier Jahre später heiratete er Olivia Arias, die bei Harrisons Label Dark Horse in Los Angeles arbeitete. 1978 wurde ihr gemeinsamer Sohn Dhani geborgen.

Nach „All Things Must Past“ glich seine kommerzielle Karriere eher einer Achterbahnfahrt. Doch auch wenn die begeisterten Kritiken und exorbitanten Plattenverkäufe ausblieben: Auf allen Alben verbargen sich noch wundervolle Momente. Sein kreativer Tiefpunkt kam wohl 1982 mit „Gone Troppo“, seinem letzten Album für fünf Jahre, bis er sich 1987 mit dem von Beatles-Fan und ELO-Boss Jeff Lynne aufpolierten „Cloud Nine“ noch einmal zurückmeldete. Im Jahr darauf schloss er sich mit  Lynne, Bob Dylan, Roy Orbison und Tom Petty zu den Traveling Wilburys zusammen, doch nach zwei Alben sollte sich Harrison aus dem Rampenlicht verabschieden.

1998 gab er bekannt, an Kehlkopfkrebs erkrankt zu sein. Ein Jahr später sorgte er noch einmal für Schlagzeilen, als er in seinem Haus in Friar Park von einem geistesgestörten Einbrecher tätlich angegriffen und schwer verletzt wurde. Seiner Frau Olivia gelang es, den Mann unschädlich zu machen und der Polizei zu übergeben. Während sich Harrison von den Stichwunden erholte, schickte ihm Tom Petty ein Fax mit den Worten: „Bist du nicht froh, ein mexikanisches Mädchen geheiratet zu haben?“ Als er schließlich im Alter von 58 Jahren starb, veröffentlichte seine Familie ein Statement, das sein Vermächtnis perfekt auf den Punkt brachte: „Er hat die Welt verlassen, wie er in ihr gelebt hat – mit Vertrauen in Gott, keiner Angst vor dem Tod, mit sich selbst im Frieden und umgeben von seiner Familie und seinen Freunden. Er sagte oft: ‚Alles kann warten, nur eines nicht: die Suche nach Gott – und sich gegenseitig zu lieben.'“

Harrison verfolgte durchaus Interessen in der „material world“ – als Filmproduzent etwa oder auch als engagierter Beobachter der Formel 1 –, doch die Meditation blieb der Mittelpunkt seines täglichen Lebens. In ihr fand er den Ort, an dem er sich ganz in sich zurückziehen konnte, weit weg vom Ruhm und dem Rock’n’R oll-Zirkus, von dem er sich innerlich längst verabschiedet hatte. Sein adäquates Refugium war Friar Park, das verfallene neugotische Gemäuer in Henley-On-Thames, das er 1970 gekauft hatte. Er verbrachte den Rest seines Lebens damit, den historischen Bau zu renovieren und die 14 Hektar des Parks zu kultivieren; unter anderem errichtete er dort ein Alpendorf in Miniatur, komplett mit einem Matterhorn aus Sandstein.

„Was wir heute sind, ist das Resultat unseres früheren Verhaltens, was wir morgen sein werden, das Resultat unseres heutigen Verhaltens“, sagte Harrison einmal. „Es gibt Dinge, die vorbestimmt sind. Für mich war es vorbestimmt, bei den Beatles zu spielen – auch wenn ich das damals nicht wusste. Rückblickend gesehen war es eine Falle. Aber gleichzeitig habe ich durchaus auch Einfluss auf meine Bestimmung … Ich könnte versuchen, bis ans Lebensende ein Popstar zu sein, ständig im Fernsehen aufzutauchen und eine BErühmtheit zu sein. Oder ich kann Gärtner werden.“ Am Ende war es genau das, was „Beatle George“ wählte. Der Mann,  der dabei half, das Zeitalter des Pop einzuläuten, fand die größte Genugtuung darin, die Pflanzen in seinem Garten umzutopfen.

Wir verlosen drei Packages bestehend aus der DVD und dem Buch „George Harrison: Living In The Material World“. Wer eines gewinnen möchte, der schreibe ein Mail mit dem Stichwort: „George Harrison“ an verlosung@www.rollingstone. Viel Glück!

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