Zwischen Orchester und Chip

Sie lassen sich nicht festlegen, arbeiten parallel digital und analog - die Kritiker reiben sich an LAIKA, die Kollegen aber lieben das Duo

Diese zwei sind undankbar. „Den Begriff ,post rock'“, sagen Margaret Fiedler und Guy Fixsen unisono, „hat ja damals der ,Melody Maker‘ extra für uns erfunden.“ Nicht ihre Schuld also, „und weil wir keiner Zunft beigetreten sind, müssen wir uns nun wohl kaum Vorwürfe wegen unerlaubten Entfernens von der Truppe gefallen lassen.“

Zu hören aber gibt es die aus dem Lager der britischen Pop-Verwalter trotzdem. „Na und“, sagt Fixsen, ohnehin praktizierender Phlegmatiker, „ich war es einfach leid, mich gegen emotionale und kommunikative Musik und für intellektuelle Ambitionen entscheiden zu müssen. Wozu? Etwa, um jetzt Soundlandschaften zu malen und ihnen unheimlich mysteriöse Titel zu geben, die nichts mit der Musik zu tun haben?“ Zumal die Weiterfahrt auf diesem Zug nach einhelliger Meinung des ungleichen Paares nicht nur in eine künstlerische Sackgasse, „sondern auch zur Folge gehabt hätte“, wie Margaret höchst erregt orakelt, „dass wir mich als Sängerin, all die schönen Gitarren und letztlich auch noch unsere Bühnen-Ambitionen hätten rausschmeißen müssen.“

Das wäre das Ende von Laika gewesen, und neben einigen Kritikern hätten auch Musiker wie Tricky, Stereolab, Radiohead und Dinosaur Jr. ihre Lieblinge verloren. Schluss mit dem Konjunktiv, der Krug ist zum Glück an uns vorübergegangen, und mit „Good Looking Blues“ erscheint nun das dritte Album der Band. Dass nach dem Vorgänger „Sounds Of The Satellites“ gut drei Jahre ins Land gehen mussten, ist schnell und zudem amüsant erzählt: „Das Gerippe unserer Songs“, so Guy, „entsteht auf elektronischem Equipment Danach kommen die Vocals, und dann fangen wir das Ganze von vorne an. Mit Instrumenten, weil wir im Moment das Echte favorisieren.“

Und all das ohne den Support von außen, „denn die Zeiten, als ich mich von Musik noch habe inspirieren lassen“, beklagt Margaret, „sind längst vorbei. Heute frustriert mich fast alles, was ich höre, weil sich ja keiner mehr die Zeit nimmt, aus einem Song alles herauszuholen.“ – Was auf Laika nicht zutrifft. Mit der Folge, dass bei ihnen TripHop nicht wie gewohnt als Stimulanz, sonder als Tranquilizer zum Einsatz kommt, dass Sphärenklänge nicht wie sonst beruhigen, sondern spannende Pointen setzen. Und über all dem weht gar noch die Flagge des Rock’n’Roll. „Wir sehen uns halt immer noch als eine sehr experimentelle Band.“ Und deren Produkte verlassen erst nach doppelter Prüfung das Labor: „Wenn Freunde sagen ,toll, ist ja fertig, das Album“, so Guy, „dann werden wir misstrauisch und gehen lieber noch mal in Klausur.“

Doch das Ergebnis ebnet den Weg zu Margarets größtem Ziel. „Ich träume oft davon, einen Status wie Björk zu haben. Aufnehmen zu können, was ich will, ob mit Streichern oder Trip-Hop vom Mikrochip. Aber weil wir ja niemanden nachäffen wollen, ist das noch ein weiter Weg.“ Vielleicht sollte Ms. Fiedler sich ja mal unauffällig im Plattenladen umsehen. Irgendwo bei dem Buchstaben L. Wir garantieren viel Vergnügen.

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