The Shins: James Mercer und seine Arbeit an „Port Of Morrow“

Die Broken Bells, die James Mercer mit Danger Mouse gegründet hat, mögen ihre Qualitäten haben: Man freut sich dennoch auf das vierte Album der Shins, das nun nach fünf Jahren Pause am 16. März erscheint. Douglas Wolk besuchte James Mercer für uns im Studio.

Als das dritte Album der Shins, „Wincing The Night Away““, auf Platz 2 der US-Albencharts landete vor fünf Jahren, wusste Frontamm James Mercer nicht so recht, wie es weitergehen sollte. Er nahm sich eine Auszeit und füllte diese mit einem Album, das er gemeinsam mit Danger Mouse unter dem Namen Broken Bells veröffentlichte, mit einer Rolle im Indie-Film „Some Days Are Better Than Others“ und mit der Arbeit an diversen Soundtrack-Projekten. Letztendlich kehrte er zu den Shins zurück. „Ich wollte immer eine Band haben“, sagt Mercer, „und nicht bloß ein Songwriter sein, der dann und wann ein Album macht. Ich habe viel an eigenen Sachen gearbeitet, die ich irgendwo unterbringen wollte. Da dachte ich: ‚Warum sollte ich etwas wegwerfen, an dem ich so lange so hart gearbeitet hatte?'“

Mercer nahm die ersten Demos für „Port Of Morrow“, dem vierten Album der Shins, bereits kurz nach der Fertigstellung von „Wincing…“ auf – im „Aural Apothecary“, dem Studio, das er 1989 hinter seinem Haus in Portland, Oregon gebaut hatte. Im vergangenen Jahr reiste er dann nach Los Angeles und spielte dem Produzenten Greg Kurstin einige Songs vor. Dieser hatte zuvor mit Foster The People und Lily Allen gearbeitet. „Es war eine angenehme Arbeitsatmosphäre – von der ersten Minute an“, so Mercer. „Innerhalb von nur einer Stunde nahm Greg dieses lose, folkige Ding namens ’40 Mark Strasse‘, an dem ich lange gearbeitet hatte, und verwandelte es in etwas, das klang, als hätten wir es in den 70ern in Berlin aufgenommen. Ich hab sofort gerufen: ‚Du hast den Job!'“.

In den Jahren nach „Wincing…“ musste James Mercer aufgrund kreativer Differenzen den Rest der Shins – Keyboarder Martin Crandall, Gitarrist David Hernandez und Drummer Jesse Sandoval – durch wechselnde Tour-Line-ups ersetzen, was dazu führte, das er im Moment das einzige feste Bandmitglied ist. Dennoch sagt er weiterhin: „Ich fühle mich nicht wie ein Solokünstler. Punkt. Alles ist – weitesgehend – eine Kollaboration.“ James Mercer hat die letzten drei Monate hier in L.A. verbracht, um „Port Of Morrow“ fertigzustellen, und hat dabei mit einem guten Dutzend Musikern zusammengearbeitet. So zum Beispiel mit Wild Flag-Drummerin Janet Weiss – und bei diversen Songs sogar mit Hernandez und Crandall. „Sie sind auf dem Album, also sind sie auch in der Band.“

Mercer erzählt, dass sich die zentralen Elemente der wundervollen Lead-Single „Simple Song“ spontan zusammenfügten: „Ich habe die Lyrics innerhalb einer Viertelstunde auf meinem Wohnzimmerboden geschrieben. Aber ich glaube, ich habe den Song mit einem Fluch belegt, als ich ihn ‚Simple Song‘ nannte – es war der schwierigste von allen.“ Selbst jetzt, wo der Track draußen ist und hochgelobt wird, findet Mercer noch immer Punkte, die er lieber neu arrangieren wollen würde.

In vielen Songs auf „Port Of Morrow“ hört man, das Mercers Lyrics, die zuvor eher für ihre Verschrobenheit gelobt wurden, direkter und persönlicher geworden sind. Der New Wave-Ausflug „Fall Of ’82“ handelt zum Beispiel von seiner älteren Schwester, die ihm aus einer schweren Depressionen geholfen hatte, nachdem Mercers Familie von Deutschland nach New Mexico gezogen war, als er 11 Jahre alt war. Der ruhige Love Song „September“ ist besonders wichtig für ihn: „Er ist über meine Frau“, erklärt Mercer, der 2006 die Designerin Marisa Kula heiratete. „Ich kam ein wenig in die Bredouille, weil ich ihr gesagt hatte: ‚Das wird dein Song.‘ Ich wusste also, dass die Lyrics ein direkter Schuss ins Herz sein mussten. Ich wollte, dass der Song ein Schmuckstück wird – und ich glaube, die Arbeit daran hat sich ausgezahlt.“

Das Album „Port Of Morrow“ von The Shins erscheint bei uns am 16. März. Am 23. März werden sie ein Konzert im Berliner Kesselhaus spielen, am 29. März in der Harald Schmidt-Show zu sehen sein.

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