Gemma Hayes

Let It Break

Fulfill/Alive 20.04.2012

„You need the darkness if you wanna see stars“, weiß die kluge Irin mit dem aparten Gesicht in „Ruin“. Denn Schönes strahlt immer heller, wenn es sich im Kontrast behauptet. Ob Gemma Hayes wohl deshalb ihre sehnsuchtsvollen Lieder um traurige Abschiede, harte Entscheidungen und unerwiderte Gefühle hier auf ihrem vierten Album so häufig in ein wüstes Sound-Flickenwerk kleidet? Da gibt es mantraartige Gitarrenfiguren, Steicher, Mandolinen- und Glockenspieltöne, altmodische Synthieklänge und ab und zu verblüffend biestige Drums – die laute Kulisse fordert ihrer meist eindringlich raunenden, aber auch mal kraftvoll und kehlig zupackenden Stimme schon etliches ab.

„Keep Running“, „Fire“ (mit Bell X1s Paul Noonan) und vor allem das epische „Shock To My System“ haben wahrhaftig mitreißende Singalong-Momente zu bieten – wenn sie denn endlich aus dem dick geschichteten, labyrinthischen Getöse ins melodische Gedächtnis des Hörers finden. Wunderschöne Nummern sind das, die von David Odlum (The Frames, Luka Bloom) und Emma selbst bestimmt ganz vorsätzlich an den Playlists der Mainstreamsender vorbeigemischt wurden.

Es sind zwar eher die in eigener, weniger expressiver Tradition gebauten Lieder wie „Sorrow Be Gone“, „To Be Beside You“ oder „Waiting For You“, die ohne jede Verzögerung für Gänsehaut sorgen. Spannender sind aber die charmanten Flirts der Songwriterin mit Electronica sowie dem Rest jenseits des Üblichen – auch wenn dabei nicht alles glückt. „There’s Only Love“ etwa dröhnt, wabert und hallt bis zum Schlagzeugeinsatz so amorph, dass statt einer affektiven Aufladung wenig mehr als nur noch die Attitüde bleibt. Insgesamt aber geht die Rechnung mit der Vermengung widersprüchlicher Zutaten doch glänzend auf.