7. Hey Jude

Autor: McCartney Aufgenommen: 29. Juli – 1. August 1968

Veröffentlicht: 30. August 1968

12 Wochen; Nr. 1

„Hey Jude“ wurde inspiriert durch Julian Lennon, den fünfjährigen Sohn von John und Cynthia. „Paul und ich waren häufig zusammen“, so Julian, „häufiger, als ich mit meinem Vater zusammen war. Vielleicht hatte Paul damals ja eine ausgeprägtere Ader für Kinder.“

McCartney hatte Cynthia besucht, als sie und John sich gerade getrennt hatten. Auf der Fahrt dorthin ging ihm Julian nicht aus dem Kopf: „Ich saß im Auto und summte diese Melodie, und irgendwie stellten sich die Worte, Hey, Jules‘ ein. Später schien mir dann der Name Jude passender – er klang mehr nach Country & Western.“ Die ersten Verse „sollten eine positive Botschaft für Julian sein:, Come on, man, deine Eltern lassen sich scheiden. Ich weiß, dass du nicht glücklich bist, aber du wirst drüber hinwegkommen.'“

„Hey Jude“ kann auch als tröstliche Botschaft an sich selbst verstanden werden, da seine Beziehung zu Jane Asher in die Brüche ging und die Zukunft der Beatles immer fraglicher wurde. Der Song wurde während der „White Album“-Sessions eingespielt, die zunehmend unter Machtkämpfen in der Band litten und dem Phänomen, dass der jeweilige Songschreiber die anderen Beatles zu Befehlsempfängern degradierte. McCartney, Harrison und Starr wollten sich mit der ständigen Anwesenheit von Yoko im Studio nicht anfreunden. Toningenieur Geoff Emerick war von dem Hickhack so genervt, dass er den Dienst quittierte. George Martin musste zwischen zwei Studios hin- und herlaufen – was ihm schließlich so auf den Geist ging, dass er sich in einen mehrwöchigen Urlaub verabschiedete. Ringo Starr mochte auch nicht mehr und stieg einfach aus der Band aus – wenn auch nur für zwei Wochen.

Als Lennon „Hey Jude“ zum ersten Mal hörte, war er begeistert. Er glaubte, dass der Song von ihm handle und seiner Beziehung zu Yoko und den daraus erwachsenden Spannungen zu McCartney. (Lennons Beitrag bestand darin, McCartney vom Streichen einer Zeile abzuhalten: „The movement you need is on your shoulder.“ ) „Ich habe es immer als einen Song verstanden, der an mich gerichtet war. Yoko war gerade auf der Bildfläche erschienen, und er schien zu sagen:, Hey, Jude – hey, John.‘ Im Unterbewusstsein sagte er wohl:, Geh nur, lass mich zurück.'“

Die Band engagierte ein 36-köpfiges Orchester und animierte die Musiker, bei den Aufnahmen auch zu klatschen und mitzusingen. George Martin erinnert sich, dass einer der Musiker trotzdem nicht mitmachen wollte: „,Ich klatsche nicht und ich singe auch nicht McCartneys bescheuerten Song.‘ Er wies darauf hin, dass auf seinem Gewerkschaftausweis, Geiger‘ stehe – und stürmte aus dem Studio. Alle Anwesenden waren perplex.“

Es sollte noch weitere Probleme geben. McCartney bluffte Harrison an, den Gitarren-Einsatz zu reduzieren, da andernfalls die Songtexte zugekleistert würden. Als man endlich zur abschließenden Aufnahme bereit war, hatte McCartney nicht mitbekommen, dass Ringo gerade auf der Toilette saß. Zum Glück kommt der Drum-Einsatz bei „Hey Jude“ so spät, dass Starr es noch gerade schaffte, rechtzeitig zu seinem Schlagzeug zu eilen.

Der Refrain am Ende des Tracks erstreckt sich über vier ganze Minuten und ist damit länger als der eigentliche Song, der mit gut drei Minuten zu Buche steht. Geplant war das nicht, aber McCartney war so in Fahrt, dass „ich einfach nicht aufhören konnte, immer wieder, Judy Judy Judy – wooow‘ zu singen. Es war wie Cary Grant im Overdrive.“ (Die Zeile war Grants Trademark und taucht im Film „Only Angels Have Wings“ auf. – Red.)

„Hey Jude“ war die erste Veröffentlichung auf Apple Records. In den USA hielt sich die Single neun Wochen lang auf Platz eins – länger als jede andere Beatles-Nummer. Mit sieben Minuten und 11 Sekunden sollte es auch die bislang längste Beatles-Aufnahme sein – was George Martin überhaupt nicht gefiel. Er befürchtete, dass die Nummer im Radio nicht gespielt würde. Lennon wollte davon nichts wissen: „Wenn sie von uns kommt, wird sie gespielt.“

Auf dem Album: „Past Masters“

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