K.I.Z: Politisch korrekte Zirkustruppe feiert den Safe Space
Nach 15 Jahren haben die Berliner K.I.Z. ihre Schnapsidee perfektioniert. Viel zu langweilig und eindimensional.
Am Samstag, dem 8. März, war es mal wieder so weit. Die Berliner Krawall-HipHop-Band K.I.Z. (die mit ihrem letzten Album „Görlitzer Park“ den Fuß etwas vom Gas genommen haben) gab ein Konzert zum „Internationalen Frauentag“. Und zwar nur für Frauen; mit so viel Frauen-Personal in der Halle wie möglich. Seit gut 15 Jahren existiert dieses aus einer Schnapsidee geborene „Gender Konzept“. Auch eine ganze Frauen-only-Tour haben K.I.Z. bereits erfolgreich absolviert. Eine Mischung aus Safe-Space-Angebot und einem auch kommerziell erfolgreichen Marketing-Gag.
Diesmal also Hamburg, Barclays Arena, während nebenan im Volksparkstadion die Mannen des HSV die Fortuna aus Düsseldorf abgeschossen haben.
„Winterwunderland“, mit drei enormen hellbau schimmernden Eiskristallen
Die eher melancholisch gestimmte Pop-Rap-Poetin Paula Hartmann gab die Aufwärmerin, während gut 15.000 Frauen an den Theken schon mal kräftig vorglühten. Dann der Set-Wechsel und die bestens aufgelegten Altmeister der derben Reime wurden euphorisch empfangen. Das Ausstattungs-Motto lautete „Winterwunderland“, mit drei enormen hellbau schimmernden Eiskristallen. Dazu Tarek, Nico und Maxim als Kunstwerke der Maske. Eisprinzessinnen-Style in langen Glitzerroben a la Drag Queen. Lange Perücken, künstliche Brüste und silberne Krönchen. Die ausführende Fachfrau Juliane bekam ein Extralob. Durch die Halle gingen „Juliane“-Sprechchöre.
Spätestens mit den Klassikern „Urlaub fürs Gehirn“ und „Unterfickt und Geistig Behindert“ wurde ausgiebig gesprungen, getanzt und geschrien. Kein störendes Mackergehabe, nirgendwo. Ein Bühnen-Laufsteg aus Eisschollen bildete den bombastischen Rahmen nach dem Songmotto „Hurra, die Welt geht unter“. Überdrehte, positive Vibes, die in einer Old School-Variante auch bei den California Dream Boys strömen. Showprogramm auf Arena-Niveau.
K.I.Z. dürfte bei all ihren (Männer-)Witzen und Punchlines klar sein, dass ihre Mega-Marktlücke „Safe Spaces“ mittlerweile auch zum Klischee geworden ist. Immerhin zweieinhalb Stunden gute Gefühle bei den Königen der ballernden Ironie. „Zerreißt die Männer!“, „Bringt sie um!“, schallte es bereits vor einigen Jahren von der K.I.Z.-Bühne.
Politisch korrekte Zirkustruppe
Seitdem hat sich ihr Gag-Spektrum zwischen „rasierten Beinen“ oder „nicht rasierten Beinen“ stetig weiterentwickelt, wie bei einer politisch korrekten Zirkustruppe. Satire und Grenzüberschreitung als Taktgeber zum HipHop-Tanz.
Selbst wenn sie es live gerne mal knallig raushauen, sind K.I.Z. kein rappendes Sturmgeschütz gegen die patriarchale Gesellschaft. Viel zu langweilig und eindimensional. Sie bleiben auch hier die Schelmentruppe, die aus all den Widersprüchen ein bemerkenswertes Bühnenprogramm gezimmert hat, das nicht nur ihrem Publikum viel Spaß bereitet. Wie heißt es doch so schon in ihrem Ouevre: „Ich Ficke Euch (Alle)“.