Hollywood wird immer prüder, Sex gibt es vor allem in Serien zu sehen
Eine Arte-Doku beschäftigt sich mit der Abwesenheit von Erotik im gegenwärtigen Hollywood-Kino. Etwas anders sieht es bei den Streamern aus.
Noch in den 90er Jahren galt für viele Filme aus der Traumfabrik: Etwas Sex schadet nie. Nacktszenen machten Schauspielerinnen und Schauspieler zu Stars und ihre Leinwandabenteuer berüchtigt. Erotik-Thriller wie „Basic Instinct“ gaben den Ton an.
Davon ist nicht all zu viel geblieben. Hollywood – das zeigen Statistiken – wendet sich ab von der Darstellung von Leidenschaft und Lust. Auch wenn es zuletzt zaghafte Bewegungen in eine andere Richtung gab. Eine neue Arte-Doku mit dem Titel „Prüdes Hollywood – Laster, Lust und Leidenschaft im Film“ geht dieser Entwicklung auf den Grund.
Ist Amerika wieder auf dem Weg zu einer neuen Prüderie? Hat die MeToo-Bewegung eine neue Sensibilität am Set erzeugt, die viele Produzenten davor zurückschrecken lässt, Sex inszenieren zu lassen? Gibt es ein jüngeres Publikum, das womöglich einfach nicht so interessiert ist an Lust auf der Leinwand?
Sex soll im Kino authentischer wirken als früher
Diese Fragen versucht der Film zu beantworten und lässt dafür viele interessante Stimmen zu Wort kommen. Joe Eszterhas, der Drehbuchautor von „Basic Instinct“, erklärt, was früher anders war. Die feministische Auteurin Catherine Breillat – berühmt geworden durch ihre expliziten Skandalfilme „Romance“ und „Meine Schwester“ – erzählt, warum es manchmal so wichtig ist, auf Moral zu pfeifen. Außerdem hören wir von einer Intimitätskoordinatorin, was es heute bedeutet, Sex-Szenen authentischer und extravaganter zu gestalten.
Kleiner Spoiler: Eine eindeutige Antwort auf die Frage, warum Hollywood in den letzten Jahren den Spaß an der Freizügigkeit verloren hat, gibt es nicht. Dafür bleibt festzuhalten, dass der mit kleinem Budget ausgestattete Arthouse-Film um so mehr auf Sex setzt, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Und dann sind da ja auch noch die überraschend freizügigen Filme und Serien bei Netflix und Co., die ein völlig anderes Publikum – ja, genau: antörnen.
„Prüdes Hollywood – Laster, Lust und Leidenschaft im Film“ ist bis zum 07. Juli 2025 in der arte-Mediathek im Stream zu sehen.