Trump und Hegseth rasten wegen durchgesickerter Iran-Informationen aus

US-Präsident Trump und sein Pentagon-Chef Pete Hegseth attackieren wütend die Medien, weil diese die Angriffe nicht genug loben

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Donald Trump ist verärgert über durchgesickerte Pentagon-Informationen, laut denen die Angriffe auf den Iran am vergangenen Wochenende nicht so zerstörerisch waren, wie es der Präsident und seine Regierung behauptet hatten. CNN und die New York Times berichteten am Dienstag über erste Einschätzungen der Regierung zur Wirksamkeit der Angriffe, woraufhin Trump die vergangenen Tage ununterbrochen gegen die Medien hetzte. Und immer wieder betonte, die Schläge hätten Irans nukleare Fähigkeiten „ausgelöscht“.

„Die komplexeste und geheimste Militäroperation der Geschichte“

Die Einzelheiten des Geheimdienstberichts – demzufolge die Ziele nur teilweise beschädigt wurden und Irans Nuklearprogramm vermutlich nur um einige Monate zurückgeworfen wurde – wurden öffentlich, während Trump an einem NATO-Gipfel in den Niederlanden teilnahm. Seine Äußerungen bei dem Treffen der Alliierten drehten sich hauptsächlich um die Angriffe. Und darüber, wie „widerlich“ und „schrecklich“ die Medien seien. Weil sie über die ersten Erkenntnisse der Regierung berichteten. Auf Trumps Truth-Social-Profil wimmelte es unterdessen von Wutausbrüchen in Großbuchstaben gegen CNN und die „Times“. Sowie von Forderungen, alle Beteiligten sollten gefeuert werden. „FAKE-NEWS-REPORTER VON CNN & DER NEW YORK TIMES SOLLTEN SOFORT GEFEUERT WERDEN!!! SCHLECHTE MENSCHEN MIT BÖSEN ABSICHTEN!!!“, schrieb er heute Morgen.

Trump nutzte Truth Social auch, um eine frühmorgendliche Pressekonferenz von Verteidigungsminister Pete Hegseth anzukündigen, der heute gemeinsam mit Generalstabschef Dan Caine die Medien attackierte. „Wie viele Artikel wurden darüber geschrieben, wie schwer es ist, ein Flugzeug 36 Stunden lang zu fliegen?“, fragte ein sichtlich wütender Hegseth die versammelte Presse. In Anspielung auf die Mission zur Bombardierung der iranischen Nuklearanlagen, die er als „die komplexeste und geheimste Militäroperation der Geschichte“ bezeichnete.

„Und wie wäre es, wenn wir das mal feiern?“, fuhr Hegseth in seinem Wutausbruch über die Medienberichterstattung fort. „Wie wäre es, wenn wir darüber sprechen, wie erfolgreich Amerika ist? Dass nur wir über solche Fähigkeiten verfügen? Ich glaube leider, das ist zu viel verlangt von den Fake News.“

Totalangriff auf Medien und Informanten

Hegseth griff sogar eine seiner ehemaligen Kolleginnen an – Jennifer Griffin von Fox News. Weil diese gefragt hatte, wie sicher die Regierung sei, dass der Iran nicht im Voraus Uran von den Angriffszielen verlagert habe. Was laut dem vorläufigen Pentagon-Bericht wahrscheinlich sei. „Jennifer, du warst die Schlimmste. Diejenige, die am häufigsten und absichtlich das, was der Präsident gesagt hat, falsch darstellt“, sagte er.

Die chaotische Szene heute im Pentagon und auf Trumps Truth-Social-Profil ist Teil eines umfassenden Versuchs der Regierung, die Angriffe zu verteidigen. Den durchgesickerten Geheimdienstbericht zu diskreditieren. Und das Ego des Präsidenten zu polieren. Während gleichzeitig diejenigen bestraft oder bedroht werden, die die Schläge nicht als historischen Erfolg darstellen.

Besonders empfindlich reagiert der Präsident auf die Vorstellung, der Iran habe Uran vor den Angriffen verlagert. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte dem ROLLING STONE, Trump rege sich besonders über Berichte auf, die andeuten, dass Vorräte verlegt wurden. Unter anderem deshalb, weil Trump die Iraner im Vorfeld mit Andeutungen über mögliche Maßnahmen gewarnt habe. „Das macht ihn wirklich wütend, wenn Leute das sagen“, so die Quelle. Dies würde Trumps Behauptung untergraben, die Operation sei „perfekt“ durchgeführt worden.

Auf Truth Social behauptete Trump heute, während Hegseth die Medien beschimpfte, dass „nichts aus der Anlage entfernt“ worden sei. Und dass die auf Satellitenbildern vor den Angriffen sichtbaren Lastwagen „die von Betonarbeitern“ gewesen seien.

Trump jagt Whistleblower – erneut

Außenminister Marco Rubio, Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt und andere hochrangige Beamte eilten Trump nach dem Bericht zur Seite. Doch Hegseth ist womöglich der Speerspitze dieses Verteidigungsfeldzugs.

Ein Trump-Berater sagte ROLLING STONE, er habe über die scheinbar vorbereitete Bemerkung des ehemaligen Fox-News-Moderators lachen müssen, Trumps Bombardierung sei „die komplexeste und geheimste Militäroperation überhaupt“ gewesen. Oder wie es die Quelle zusammenfasste: „sogar besser als D-Day“.

Trump verbreitete zusammen mit Hegseth groteske Übertreibungen über die Wirksamkeit der Angriffe. Wenig überraschend. Da der Geheimdienstbericht Trumps Darstellung nicht untermauerte, wurde die Propaganda-Offensive von einer neuen Durchsuchungsaktion gegen Leaks begleitet. Wie ROLLING STONE zuerst berichtete, löste die Weitergabe von Verschlusssachen an Medien wie CNN und „New York Times“ rasch eine besonders aggressive Untersuchung aus. Trump und andere führende Regierungsvertreter zeigten sich wütend darüber, dass so etwas passieren konnte.

Die Suche nach dem Leck lief parallel zu einem breiteren Vorgehen des Trump-Teams gegen Geheimdienst- und sensible Informationen. Pentagon-Mitarbeiter und andere Regierungsangestellte wurden laut zwei Quellen mit Kenntnis der Vorgänge persönlich von Vorgesetzten gewarnt, dass sie mit ernsthaften Gefängnisstrafen rechnen müssten, sollten sie an der Weitergabe an die Presse beteiligt gewesen sein.

Zweifel bleiben – trotz lauter Parolen

Zudem versuchten Trumps Vertraute, die Weitergabe klassifizierter Informationen an den Kongress noch weiter einzuschränken. „Wir erklären den Leaks den Krieg“, sagte ein hoher Beamter des Weißen Hauses gegenüber Axios. Leavitt erklärte am Mittwoch, dass „das FBI untersucht, wer die Quelle des Leaks war. Weil es sich um ein illegales Leak an CNN handelt.“

Es ist nach wie vor zu früh, um endgültig die Wirksamkeit der Operation zu beurteilen. Caine wurde heute bei der Pressekonferenz mit Hegseth zu dieser Unklarheit befragt. „General, am Sonntag sagten Sie, dass es noch eine Weile dauern wird, bis man die endgültigen Schäden bewerten kann. Und es wäre viel zu früh, um zu sagen, was möglicherweise noch da ist oder nicht“, begann ein Reporter. Und fragte anschließend: „Was hat sich geändert? Würden Sie den Begriff ‚ausgelöscht‘ ebenfalls verwenden?“

Caine begann zu antworten. Doch Hegseth fiel ihm ins Wort. Er griff erneut die „verantwortungslose“ Berichterstattung der Medien über die Operation an.