Hawkwind

„Hall Of The Mountain Grill“

Cherry Red (VÖ: 12.9.)

Neuauflage des erdigen Space-Rock-Klassikers.

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Seit 1969 erforschten Hawkwind ihren eigenen musikalischen Kosmos, motorische Rhythmen, dröhnende Gitarren und zirpende Synthies, eine Fusion aus feingliedrigem Prog und brachialem Proto-Punk. Dazu sangen sie über Raumschiffe, Sternzeichen und Zeitreisen, futuristisch und fremdartig. Space Rock war geboren. 1974 sah es für die Briten allerdings nach einer Bruchlandung aus. Die Band um Dave Brock und Lemmy Kilmister drohte zu zerfallen, Soundtüftler Dik Mik hatte sich verabschiedet. Und der Poet Robert Calvert, der Hawkwinds Live-Shows mit barbusigen Tänzerinnen und psychedelischen Lichteffekten gestaltet hatte, wollte eine Solokarriere forcieren.

Hawkwind hatten nach ihren Reisen durchs Universum bloß zur Erde zurückgefunden

Statt gleichwertigem Ersatz engagierte Brock den klassisch ausgebildeten Violinisten Simon House, der durch orchestrale Feinfühligkeit bestach. Auf „Hall Of The Mountain Grill“ sorgte er mit seinem Mellotron für einen breiteren Sound und harmonische Raffinesse. Hier reihten sich pastorale Instrumentals („Wind Of Change“) an polternde Groove-Ungetüme („D-Rider“). Punktgenaue Kompositionen statt drogengeschwängerter Jams – eine neue Ästhetik für Hawkwind. Nur die mächtigen Drums des live mitgeschnittenen „You’d Better Believe It“ trieben das Raumschiff wieder ins Universum, es war die deutlichste Referenz an den spacigen Sound der früheren Ära. Und Lemmy grölte den sumpfigen Blues „Lost Johnny“, den er später bei Motörhead perfektionieren sollte. Jetzt erscheint das Album um Bonus-Tracks und drei Konzertmitschnitte erweitert. Im Remix ist der dumpfe Sound einer Klarheit gewichen. So hört man, dass „Hall Of The Mountain Grill“ keine Bruchlandung war. Hawkwind hatten nach ihren Reisen durchs Universum bloß zur Erde zurückgefunden.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.