Bruce Springsteen: „Electric Nebraska“ – und mehr – in überraschendem Boxset

Bruce Springsteen bringt das Boxset „Nebraska ’82“ mit „Electric Nebraska“-Tracks, Outtakes und neuem Live-Auftritt

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Ursprünglich wollte Bruce Springsteen die zuhause aufgenommenen, rein akustischen Songs, die später als „Nebraska“ erschienen, nur als Demos für die E Street Band nutzen. 1982 nahm er mit der Band im Power Station Studio in New York City Versionen der meisten Songs auf. Diese sogenannten „Electric Nebraska“-Tracks waren noch nie zu hören – nicht einmal auf Bootlegs. Das ändert sich nun. Am 17. Oktober erscheint das neue Boxset „Nebraska ’82: Expanded Edition“, eine Woche bevor das Springsteen-Biopic „Deliver Me From Nowhere“ in die Kinos kommt.

Neues Boxset mit Live-Auftritt und unveröffentlichten Songs

Die „Electric Nebraska“-Disc enthält sieben Band-Versionen der Songs sowie ein besonderes Highlight: eine harte, gitarrenlastige elektrische Fassung von „Born in the U.S.A.“, das ursprünglich während der „Nebraska“-Sessions akustisch entstand. Der Song – nur mit Max Weinberg am Schlagzeug und Garry Tallent am Bass – ist ab sofort im Stream verfügbar. „Wir haben die Keyboards weggelassen und praktisch als Trio gespielt“, erklärte Springsteen in einer Pressemitteilung. „Es war eine Art Punk-Rockabilly. Wir wollten Nebraska ins elektrische Zeitalter holen.“

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Das vier CDs und eine Blu-ray umfassende Set, ab sofort vorbestellbar, enthält außerdem akustische Outtakes (darunter „Child Bride“, das später zu „Working on the Highway“ wurde) sowie Audio und Video einer brandneuen Solo-Live-Performance des kompletten Albums, aufgenommen im Count Basie Theater in Red Bank, New Jersey. Zudem ist eine neue Remaster-Version von „Nebraska“ enthalten. Unter den Outtakes finden sich nie zuvor auf Bootlegs gehörte Songs wie „Gun in Every Home“ und „On the Prowl“. Letzteren spielte Springsteen damals gelegentlich in Clubs an der Jersey Shore.

In der Pressemitteilung sagte Springsteen, sein erneutes Spielen der Songs habe ihn an ihre besondere Wirkung erinnert. „Ich glaube, beim erneuten Spielen dieser Songs für den Film wurde mir ihre Schwere klar“, so Springsteen. „Ich habe viele narrative Platten geschrieben, aber diese Songs auf ‚Nebraska‘ haben eine Art Magie.“

E Street Band war gespannt auf die Aufnahmen

Auch die E Street Band selbst war gespannt, ihre Band-Versionen endlich zu hören. „Ich sterbe danach, die Studioaufnahmen zu hören“, sagte Keyboarder Roy Bittan im „Rolling Stone“-Podcast „Music Now“ im letzten Jahr. „Sie sind uns bisher entglitten. Vielleicht bringt Bruce sie irgendwann heraus.“

„Ich erinnere mich an die Sessions, es war sehr im E-Street-Band-Stil – ähnlich wie wir die Songs auch heute spielen, und es war großartig“, sagte Weinberg damals. Produzent Jon Landau habe ihm nahegelegt, sich Bob Dylans John Wesley Harding anzuhören. „Bruce schien in diese Richtung zu gehen. Es gab Aufnahmen mit Besen am Schlagzeug, minimalistisch. Aber auch rockige Versionen einiger Nebraska-Songs.“

Vom Mythos zum Kinofilm

Noch Anfang des Jahres hatte Springsteen gegenüber Rolling-Stone-Reporter Andy Greene behauptet, die „Electric Nebraska“-Sessions existierten nicht. Einen Monat später korrigierte er sich per SMS: „Nur zur Info – ich habe im Archiv nachgesehen: Es gibt ein ‚Electric Nebraska‘-Album, aber nicht mit allen Songs.“

Am 24. Oktober startet „Deliver Me From Nowhere“ im Kino – mit Jeremy Allen White als Springsteen und Jeremy Strong als Manager Jon Landau. Der Film erzählt die Entstehungsgeschichte von „Nebraska“. „Bruce ließ sich damals von vielem inspirieren, aber er wusste eine Zeit lang nicht, wohin es mit dieser Platte gehen sollte“, sagte White kürzlich der Associated Press. „Er wusste nicht einmal, ob es ein Album werden würde. Als Schauspieler versucht man hoffentlich ständig, dieses Gefühl von künstlerischer Neugier mitzunehmen. Das war für mich sehr nachvollziehbar.“