Robert Plant

„Saving Grace“ – Beseelt

Nonesuch/Warner (VÖ: 26.9.)

Folk rettet Rockstar-Glück: Der Led-Zep-Sänger covert Lieblingslieder.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Robert Plant scheint ein glücklicher Mann zu sein. Wenn man die Auswahl gecoverter Songs auf seinem zwölften Soloalbum, „Saving Grace“, ernst nimmt – und das sollte man tun, denn Plant verneinte in einem Interview mit dem US-ROLLING-STONE kürzlich die Frage nach einer Biografie mit der Bemerkung: „I’m going down with the ship, and so is my memory“ –, dann freut der 77-Jährige sich dankbar seines Lebens.

Robert Plant scheint ein glücklicher Mann zu sein

Wortwörtlich zum Beispiel auf „It’s A Beautiful Day Today“, im Original von der US-Folkband Moby Grape: Zu mildem Gitarrensound zeigen Plant und seine ständige Duettpartnerin Suzi Dian, wie Harmoniegesang geht. „Chevrolet“, eine Version eines mehrfach gecoverten (und gestohlenen) Bluessongs der legendären Bluesgitarristin Memphis Minnie, setzt als Eröffnungstitel den Folk-Ton für das Album, dessen Aufnahmen zunächst draußen stattfanden, im „Shire“, wie Plant die grüne Hobbit-Gegend von Wales nennt. Song um Song auf „Saving Grace“ ringelt sich um die Gospel-Themen Leben, Vergänglichkeit und die anvisierte Nähe zum Schöpfer. Doch die Stimmung ist darob nicht hoffnungslos, sondern beseelt: Man riecht förmlich den Tee, den ein nettes Bandmitglied gerade aufgesetzt hat.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Düster oder jenseitig wird es kaum. Nur in Blind Willie Johnsons „Soul Of A Man“ atmet die Mundharmonika stets aus, nie ein – vielleicht doch ein kleiner Hinweis. Gitarren, gespielt von Tony Kelsey, sortiert „Saving Grace“ unter „ferner liefen“ ein. Minimal lauter geht es erst in der grandiosen Hymne „I Will Never Marry“ der Carter Family zu. Mit Man und Ex-Sexgott Robert Plant als Interpret, der erwartet, nach dem letzten Liebeskummer, „no man’s wife“ zu werden und „single all days of my life“ zu bleiben, bekommt der sinistre Song eine hübsche Note.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 10/2025.