Neuer „Simpsons“-Film: Schlusspunkt oder Neuanfang?

Noch einmal erobern die „Simpsons“ die große Leinwand. Es könnte genau der richtige Zeitpunkt sein.

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Wenn nun 2027 erneut ein „Simpsons“-Film in die Kinos kommt, dann werden exakt zwei Dekaden zwischen dem ersten und dem zweiten dazwischen liegen.

Zwei Jahrzehnte, in denen die Serie nach Meinung vieler lange Zeit immer schlechter und erst in den letzten Jahren etwas pointierter geworden ist. Das liegt wohl auch an neuen, jüngeren Autorinnen und Autoren. Matt Groening sagte schon in den 90er-Jahren, dass die Serie ihrem Ende entgegengeht, wenn Homer und Co. zum Hollywood-Produkt werden. Er hatte Unrecht, seine epochale Zeichentrickserie gibt es immer noch.

Wenn nicht alles trügt, haben sie schon seit einigen Jahren an einer cleveren Story gebastelt. Der erste Film lieh sich ein Szenario von Stephen King. Er bot ein paar hellsichtige Gags, den platten Aufreger mit Barts kleinem Bart – und es sah auch alles ganz gut aus. Der Lohn waren ein XXL-Einspielergebnis von 536 Millionen US-Dollar. Geblieben ist von dem Film allerdings nichts, ein Klassiker des Genres ist er gewiss nicht geworden.

Die Gelben wollen wieder mehr erzählen

Viel ist über den neuen Stoff noch nicht bekannt. Das Bild mit dem Donut und der Slogan „Homer’s coming back for seconds“ macht gewiss noch nicht hungrig auf mehr. Die Nerds diskutieren im Netz auch eher über den gestrichenen Marvel-Film, der nun durch die „Simpsons“ ersetzt wird. Dennoch könnte sich das zweite Kinoabenteuer für die Gelben als geschickter Schachzug erweisen.

Die Produzenten der Serie richtet ihren Fokus schon länger auf etwas mehr Storytelling und emotionalere Geschichten aus. Stichwort: „Bartless“. Nach so viel Einsatzzeit und all dem Slapstick-Mist, der Homer zur Witzfigur degenerieren lassen hat, ist das immerhin ein guter Ansatz.

Nach dem Kauf von Disney blieb die Frage, was der Micky-Maus-Konzern mit den „Simpsons“ vorhat. Neben ein paar Marketing-Kurzfilmen ohne tieferen Wert gab es zuletzt das Signal, dass es einige Episoden nur noch zum Streamingdienst Disney+ schaffen. Es ist der sanfte Übergang in die Zukunft ohne Fernsehen.

Vielleicht verbindet man bei Disney den zweiten „Simpsons“-Film auch mit dem Start eines Paralleluniversums, in dem einzelne Figuren ihre eigene Serie bekommen (wie wäre es etwa mit einer Version, in der etwa Bart und Lisa längst erwachsen sind und Marge tragischerweise gestorben – wie eine Cliffhanger-Folge der aktuellsten Staffel zeigte?). Oder man setzt gerade fürs Kino hemmungslos auf Nostalgie und ein völlig anderes Publikum als für die Serie.

Matt Groenings Andeutung, dass ein Kinofilm das Ende der Serie bedeuten wird, wird auch diesmal nicht zutreffen. Die „Simpsons“ wurden bereits bis Staffel 40 (!) im Jahr 2029 verlängert.

Marc Vetter schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.