Chris Isaak

„Forever Blue“

Sun (VÖ: 17.10.)

Die fünfte Isaak-LP war die erste ohne Jimmy Wilsey.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Zehn Jahre nach „Silvertone“ erschien mit „Forever Blue“ Chris Isaaks fünftes Album, durchaus bemüht um Stringenz, aber letztlich an den veränderten Umständen scheiternd. Da wäre zunächst der vermaledeite Digitalismus, der 1995 alles überschattete. Man hatte dem dualen System abgeschworen und setzte exklusiv auf die CD, auf Gedeih und Verderb. Monetär gedeihlich, ästhetisch verdorben. „Forever Blue“ erschien also nur noch auf Compact Disc und erst zwanzig Jahre später auf Schallplatte, und das Vinyl-Mastering schaffte es tatsächlich, die klinische Sterilität der Aufnahmen mit etwas Leben zu füllen, mit Ersatz-Vibrations. Die LP war freilich im Nu vergriffen und ist inzwischen in Mint für weniger als 300 Dollar kaum noch zu bekommen.

Eine Tragödie, menschlich wie musikalisch

Das andere Manko wog noch schwerer: James Calvin Wilsey, der den ersten vier Isaak LPs so viel Klasse und Coolness eingehaucht hatte, war nicht mehr dabei. Der begnadete Gitarrist, der seinen Cliff Gallup kannte wie seinen James Burton, seinen Scotty Moore wie seinen Hank Marvin, hatte sich mit Chris Isaak überworfen und war sukzessive im Drogensumpf versackt. Eine Tragödie, menschlich wie musikalisch. „In terms of the feeling, Jimmy was able to put into a song with the wang bar and tremolo“, schwärmte Produzent Erik Jacobsen, „Jimmy had a really magic touch.“

Was nicht heißen soll, dass „Forever Blue“ keine Meriten hätte. Da sind Stilsicherheit und der an Rock’n’Roll geschulte Schmelz in Chris Isaaks Stimme, die durchweg feinen Songs aus seiner Feder. Überdies wuchert die 30th Anniversary Edition mit wertigem Gatefold-Cover und zusätzlichen Fotos.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 11/2025.