Gibt es wirklich einen „Taylor-Swift-Effekt“?

Eine Doku versucht herauszufinden, wie Taylor Swift zur erfolgreichsten Sängerin der Gegenwart werden konnte.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Allein die Rekorde aufzuzählen, die Taylor Swift in den letzten Jahren aufgestellt hat, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Eine Dokumentation erklärt den Hype um die Sängerin mit einem eigenen „Taylor-Swift-Effekt“.

Der (nicht unbedingt kritische) Film von Aaron Thiesen führt ihren Erfolg auf ein umfassendes Songwriting-Talent, Geschäftssinn und mutige Entscheidungen für ihre künstlerische Freiheit zurück. Ins Zentrum rückt natürlich auch die Beziehung zu ihren Fans, die als Swifties längst selbst ein eigener Pop-Mythos geworden sind.

Zu sehen sind Bilder aus frühen Karrierejahren von Taylor Swift. Man erfährt einiges (aber nicht wirklich viel!) über Kindheit und Jugend und welche Lebensorte für sie wichtig waren. Ihr erster Produzent Steve Migliore und eine Kunstlehrerin, die alte Zeichnungen und einen sehr frühen Konzertmitschnitt von ihr im Alter von 11 Jahren zeigt, erzählen von der jungen, ehrgeizigen Künstlerin. Country-Sänger Pat Garrett erklärt zudem, warum in seiner Band vieles anfing, aber die Solo-Zukunft schon damals zu erahnen war.

Aber gibt es nun wirklich einen „Taylor-Swift-Effekt“? Es ist jedenfalls keine Magie am Werk, die der Musikerin zu solchen Höhenflügen verhilft, sondern harte Arbeit und Verständnis für die Wünsche einer mit Sehnsüchten kalkulierenden Branche. So erklärt die Doku, warum Swift schon früh verstand, wie Social Media zum Push-Faktor für ihre musikalische Laufbahn werden könnte. Dass hinter der Veröffentlichungspraxis ihrer Platten – auch der Neubearbeitung älterer Songs – eine geschickte Marketing-Maschinerie steckt, spart die Doku nicht aus.

Ist Taylor Swift politisch?

Interessant wird es vor allem, wenn es darum geht, ob Taylor Swift so etwas wie eine politische Hoffnungsträgerin vor allem für eine junge Generation von Frauen ist. Wir erinnern uns: Vor der Wahl von Donald Trump wurde gemutmaßt, dass die Sängerin mit einem öffentlichen Votum für Kamala Harris möglicherweise eine Vorentscheidung für die Demokratin bewirken könnte. Es kam, wie wir wissen, anders. Dennoch wagt der Film die These, dass Swifts Stimme genügend Einfluss hat, und ihre Fanbasis groß genug ist, um in politischen und sozialen Debatten Einfluss zu nehmen.

Auch wenn es den behaupteten „Taylor-Swift-Effekt“ vielleicht nur in den über die 35-Jährige stetig hyperventilierenden Medien gibt, zeigt der Film doch vor allem, wie gut es der Musikerin gelingt, die Balance zwischen Authentizität und Vermarktung, künstlerischem Selbstausdruck und kommerziellen Anforderungen zu bewahren.

„Der Taylor-Swift-Effekt – Pop-Ikone und politische Hoffnungsträgerin“ läuft am Freitag (17. Oktober) um 21.45 Uhr bei Arte und ist noch bis zum 10. November in der Mediathek des Senders zu sehen.

Marc Vetter schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.