Neil Young veröffentlicht kritisches Video zur Lage in den USA

Abriss, Artillerie und Autokratie: Neil Young hat ein neues Video veröffentlicht, das ein düsteres Bild der aktuellen politische Lage in den USA zeichnet.

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Neil Young hat mit einem Video auf das sich weiter verschärfende politische Klima und den Zerfall der amerikanischen Demokratie aufmerksam gemacht.

In dem Clip, den er am 29. Oktober in seinen „Neil Young Archives“ veröffentlichte, richtet er den Fokus auf das Handeln von US-Präsident Donald Trump.

Bilder einer zerfallenden Demokratie

Young, der sich bereits mehrfach als Gegner Trumps positioniert hat, zeigt in dem mit „As Time Explodes“ betitelten Video eine Collage aus Bildern und Nachrichtenaufnahmen der vergangenen Woche. Zu sehen sind unter anderem Fotos von Demonstrationsbannern mit Aufschriften wie „1 % rule the world“ oder „If you can rent Venice for your wedding, you can pay more tax“ – eine Anspielung auf Tech-Giganten wie Jeff Bezos.

Das Video zeigt zudem Mitschnitte des Abrisses des Ostflügels des Weißen Hauses, den Trump in Auftrag gegeben hatte, sowie Elon Musk mit einer Säge auf der Bühne. Nachrichtensequenzen kritisieren den Empfang eines geschenkten qatarischen Flugzeugs durch Trump, den verfassungswidrigen Einsatz der Nationalgarde in Los Angeles und die Jubiläumsfeier des US Marine Corps, bei der Artillerie über einer Autobahn in Kalifornien abgefeuert wurde. Ebenfalls zu sehen ist ein Post des Senators Scott Wiener: „The oligarchs gather & so starts the looting of America.“

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Granatensplitter und Abriss im Weißen Haus

Hintergrund des Bildmaterials aus Neil Youngs Video ist die aktuelle Nachrichtenlage in den USA: Bei einer Feier des US-Militärs mit aktivierten Waffen war eine scharfe Artilleriegranate vorzeitig explodiert. Sie war anlässlich des 250-jährigen Jubiläums des US Marine Corps über einer aktiven südkalifornischen Autobahn abgefeuert worden. Dabei regnete es laut Polizeibericht Granatensplitter auf ein Fahrzeug der California Highway Patrol (CHP) und ein Motorrad, das zu JD Vances Begleitmannschaft gehörte.

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Die „New York Times“ berichtete, dass Granatenfragmente auf sämtliche Fahrzeuge fielen, die auf einer Auffahrt zur Interstate 5 – einer wichtigen Verkehrsader durch Südkalifornien – geparkt waren. Dass niemand zu schaden kam, lag daran, dass der Autobahnabschnitt kurzfristig gesperrt worden war – eine Sperrung, die der Gouverneur des Bundesstaates, Gavin Newsom, persönlich angeordnet hatte, nachdem er informiert worden war, dass die Bundesbehörden selbst nicht vor hatten, die Autobahn für das Artilleriefeuer zu sperren.

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Für die Gefährdung der Öffentlichkeit durch die Militärdemonstration gab es scharfe Kritik von Trump-Gegnern ebenso wie für Trumps Entscheidung, den Ostflügel des Weißen Hauses abreißen zu lassen. Auf Nachrichtenaufnahmen ist zu sehen, dass vom Ostflügel inzwischen nur noch Schutt übrig ist. Der Abriss soll Platz schaffen für den „Goldenen Ballsaal“, den sich Trump seit Längerem wünscht. Das löste parteiübergreifend Empörung aus, die Neil Young in seinem Video visualisiert.

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Videos der „No Kings“-Proteste

Das Video endet mit Aufnahmen der „No Kings“-Proteste in zahlreichen amerikanischen Städten, in denen sich Menschen gegen die als diktatorisch empfundene Politik ihres Präsidenten erheben. Mit Bildern von Protestschildern verweist Young auf die Notwendigkeit, für Demokratie und Verfassung einzustehen.

Der Musiker hat sich bereits mehrfach gegen Donald Trump ausgesprochen und seine Sorge geäußert, dass der Präsident die amerikanische Demokratie in ihren Grundfesten bedrohe. Zuletzt veröffentlichte er einen weiteren Protestsong gegen den 79-Jährigen. Der Song „Big Crime“ erschien am 4. September auf allen Streamingdiensten. Zuvor hatten Young und seine Band Chrome Hearts das Stück Ende August während eines Soundchecks für ein Konzert im Huntington Bank Pavilion in Chicago erstmals gespielt.

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Young verfasste mehrere Protestsongs gegen Trump

In „Big Crime“ kritisiert Young unter anderem Trumps Einfluss auf die Washingtoner Administration und den Einsatz der Nationalgarde. „Wir brauchen keine Faschistenherrschaft / Wir wollen keine Faschistenschulen / Wir wollen keine Soldaten auf unseren Straßen / Da sind große Verbrechen in DC im Weißen Haus“, heißt es im Songtext. Weiter singt er: „Holt die Faschisten raus / wir müssen im Weißen Haus saubermachen.“

„Big Crime“ ist nicht der erste Protestsong Neil Youngs gegen Donald Trump. Zuvor hatte er bereits Stücke wie „Let’s Roll Again“ oder „If You’re a Fascist, Get a Tesla“ veröffentlicht.

Auch Bruce Springsteen solidarisiert sich mit „No Kings“

Neil Young ist nicht der einzige Rockmusiker, der seine Unterstützung für die „No Kings“-Proteste bekundet. Bruce Springsteen erklärte Mitte Oktober seine Solidarität mit der Bewegung und erinnerte an eine amerikanische Identität, die auf Freiheit, Demokratie und Hoffnung basiert. „Draußen bricht in den Vereinigten Staaten die Hölle los“, sagte Springsteen in einer Ansprache beim AFI Fest in Los Angeles. „Seit 250 Jahren gelten die Vereinigten Staaten trotz aller Fehler, die wir gemacht haben, weltweit als Leuchtturm der Freiheit, Demokratie, Hoffnung und Unabhängigkeit.“

Er fuhr fort: „Ich bin seit 50 Jahren als eine Art musikalischer Botschafter für Amerika unterwegs und habe aus erster Hand die Liebe und Bewunderung gesehen, die Menschen auf der ganzen Welt für das Amerika unserer höchsten Ideale empfinden. Trotz der schrecklichen Schäden, die Amerika in letzter Zeit erlitten hat, sind dieses Land und diese Ideale es weiterhin wert, dafür zu kämpfen. Ich sende dies als Gebet für Amerika, für unsere Einheit und für No Kings.“

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„No Kings“-Proteste: Einsatz für Demokratie

Die Proteste unter dem Motto „No Kings“ richten sich gegen die autoritäre Politik des US-Präsidenten Donald Trump und gegen mutmaßliche Korruption in seiner Administration. In Anlehnung an die Ursprünge der amerikanischen Unabhängigkeit, die sich gegen die britische Krone richtete, fordern die Demonstrierenden ein Ende diktatorischer Allüren und eine Rückkehr zu demokratischen Werten.

Erstmals große Aufmerksamkeit erhielten die „No Kings“-Proteste im Juni 2025. Die Organisator:innen schätzten damals, dass mehr als fünf Millionen Menschen in über 2100 Städten und Gemeinden teilnahmen, darunter auch bei der Hauptveranstaltung in Philadelphia. Auch Ende Oktober kam es erneut zu zahlreichen Demonstrationen. Am 18. Oktober sollen insgesamt sieben Millionen Menschen in über 2700 Städten protestiert haben, wie „Waging Nonviolence“ berichtete. Nach Angaben von Aktivisten mobilisierten die Proteste an diesem historischen Tag über zwei Prozent der amerikanischen Bevölkerung in nur einem Tag zu friedlichem Widerstand.