Brigitte Bardot: Ihre 7 besten Pop-Songs

Von „La Madrague" bis „Bonnie and Clyde": Brigitte Bardots musikalisches Werk prägte die französische Popmusik der 1960er. Die wichtigsten Songs.

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Die sprichwörtliche „BB“ wird vor allem als Ikone des französischen und internationalen Films wahrgenommen. Zu Recht. Doch auch ihr musikalisches Werk ist nicht ohne. Auf jeden Fall mehr als ein beiläufiges Nebenprodukt ihrer Schauspielkarriere.In den 1960er-Jahren entwickelte Brigitte Bardot eine eigene, unverwechselbare Pop-Ästhetik, die französischen Chanson, internationalen Pop und lateinamerikanische Rhythmen miteinander verband.

Ihre Songs stehen exemplarisch für eine neue Form von Popmusik, die weniger auf stimmliche Virtuosität als auf Atmosphäre, Persönlichkeit und zeitgenössischen Stil setzte. Ihr Gesangsstil kann mal als „hauchig“, dann wiederum als zurückgenommen oder fast sprechend beschrieben werden.

Die Rockkritiker ihrer Zeit hielten wenig davon. Dennoch war sie über die Jahrzehnte hinweg stilprägend. Gerade die scheinbare Unvollkommenheit verlieh ihren Aufnahmen eine moderne Intimität, die gut zur Popkultur der Sixties passte und sie deutlich vom klassischen französischen Chanson abhob. Nicht nur Bands wie Nouvelle Vague griffen später ihre „Technik“ retro-mäßig wieder auf.

Brigitte Bardot: Ihre 7 besten Pop-Songs

„La Madrague“ (1963)

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Ihre musikalische Visitenkarte. Der Song ist ihrer „Rückzugsstätte“ an der Côte d’Azur gewidmet, geprägt von einer ruhigen Gitarrenbegleitung und einer quasi meditativen Stimmung. Die Aufnahme verkörpert Bardots damalige Sehnsucht nach Einfachheit und Natur. Einer ihrer Key-Erfolge, der bis heute eng mit ihrem öffentlichen Bild verbunden ist.

Als der Track erschien, war Bardot selbst zunächst wenig begeistert davon, dass ausgerechnet dieser sehr persönliche, ruhige Song zum Markenzeichen ihrer Musikkarriere wurde. Freunde wussten zu berichten, dass sie den Titel als „zu intim“ empfand und nicht damit rechnete, dass er ein Hit werden würde. Ironischerweise wurde das Lied später sogar bei politischen Veranstaltungen und Werbekampagnen zweckentfremdet. Etwas, das Bardot stets verabscheute und öffentlich kritisierte.

„Moi je joue“ (1964)

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Bardots spielerische Seite. Mit seinem leichten Rhythmus und der selbstbewussten, beinahe koketten Ansage passt er perfekt in die Pop-Landschaft der frühen Sixties. „Moi je joue“ zeigt Bardot als moderne Frau, die mit Rollenbildern spielt, statt sie einfach zu erfüllen.

„L’appareil à sous“ (1965)

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Ein typisches Beispiel für Bardots humorvolle Pop-Aufnahmen. Der Song nutzt ein einfaches, einprägsames Motiv und verbindet es mit einer ironischen Distanz, die für viele ihrer Aufnahmen charakteristisch ist. Inhaltlich leicht, musikalisch effektiv, spiegelt er den Zeitgeist des Jahrzehnts wider.

„Bonnie and Clyde“ (1968, mit Serge Gainsbourg)

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Das Duett mit Serge Gainsbourg gehört zu den bekanntesten französischen Popaufnahmen der späten 1960er-Jahre. Der Song basiert auf einer minimalistischen, fast hypnotischen Struktur und lebt vom Kontrast zwischen Gainsbourgs lakonischem Vortrag und Bardots sanfter Stimme. Inhaltlich wie musikalisch markiert „Bonnie and Clyde“ einen Wendepunkt hin zu einer dunkleren, moderneren Popästhetik.

„Tu veux ou tu veux pas“ (1964)

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Ein flirtender, rhythmisch geprägter Titel, der Bardots Nähe zu Bossa Nova und Mambo deutlich macht. Der Song ist zugleich verspielt und bestimmt und zeigt Bardot als Figur zwischen Verführung und Selbstbestimmung.

„Ne me laisse pas l’aimer“ (1962)

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Eine der emotionaleren Aufnahmen Bardots, die ihre Fähigkeit unterstreicht, auch leise, verletzliche Töne glaubwürdig zu transportieren. Der Song steht näher am traditionellen Chanson, bleibt aber klar im Pop verankert.

„Harley Davidson“ (1967)

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Mit diesem Titel näherte sich Bardot einem rockigeren Sound an. Der Song wurde schnell zu einem Symbol für Freiheit, Mobilität und jugendliche Rebellion – Themen, die in den späten 1960er-Jahren zunehmend an Bedeutung gewannen.

Eine bewusste Image-Korrektur: Freiheit, Motorenlärm, amerikanischer Lifestyle. Hinter den Kulissen soll Bardot jedoch kaum Interesse an Motorrädern gehabt haben. Zeitzeugen berichten, dass sie das Stück eher ironisch sah und sich über Journalisten amüsierte, die den Song als authentischen Ausdruck ihrer Persönlichkeit interpretierten.

Zeitloses Lebensgefühl

Insgesamt ist Bardots Musik untrennbar mit ihrer Filmpersona verbunden, geht jedoch über reine Imagepflege hinaus. Ihre Songs integrierten früh internationale Einflüsse wie Bossa Nova, Samba oder Mambo und verliehen dem französischen Pop eine neue Leichtigkeit. Gleichzeitig transportierten sie ein Lebensgefühl, das zwischen Hedonismus, Melancholie und Joie de vivre (Freude am Leben) oszillierte.

Bardot war keine klassische Sängerin, sondern eine Projektionsfläche für ein neues Popverständnis: Persönlichkeit vor Perfektion, Stimmung vor Technik. Gerade deshalb haben ihre besten Songs bis heute Bestand – nicht als nostalgische Kuriositäten, sondern als präzise Momentaufnahmen einer Epoche, in der Popmusik begann, Stil, Haltung und Lebensgefühl neu zu definieren.

Hinter den Kulissen

Trotz ihres Status als Pop-Ikone hasste Bardot öffentliche Gesangsauftritte. Sie litt unter starkem Lampenfieber und weigerte sich konsequent, eine klassische Sängerinnen-Karriere zu verfolgen. Viele ihrer Songs wurden in wenigen Takes aufgenommen, oft spät nachts, wenn möglichst wenig Menschen im Studio waren. Produzenten beschrieben sie als nervös, aber hochkonzentriert – ganz im Gegensatz zu ihrem lässigen Image.Ihre Zusammenarbeit mit Serge Gainsbourg, insbesondere bei „Bonnie and Clyde“, war musikalisch fruchtbar, persönlich jedoch angespannt.

Gainsbourg soll mehrfach frustriert gewesen sein, weil Bardot Texte spontan ändern oder Zeilen nicht exakt singen wollte. Bardot wiederum fand Gainsbourgs Provokationslust oft anstrengend. Dennoch funktionierte gerade diese Reibung – viele Beobachter sind überzeugt, dass die kühle, distanzierte Atmosphäre des Songs genau daraus entstand.Während ihre Pop-Songs immer erfolgreicher wurden, wuchs Bardots Unbehagen mit ihrem Sexsymbol-Status. Sie soll Produzenten mehrfach gebeten haben, „weniger sexy“ klingende Arrangements zu wählen – ein ungewöhnlicher Wunsch in einer Zeit, in der ihr Image enorme Verkaufszahlen garantierte.

Einige leichte, fast kindlich wirkende Aufnahmen aus der Mitte der 1960er-Jahre sind direkte Folgen dieser Haltung.Ein oft zitierter Insider-Spruch aus Bardots Umfeld lautet: „Sie sang Pop, weil es schnell ging.“ Tatsächlich betrachtete sie Musik nie als Karriereplanung, sondern als Momentaufnahme. Gerade diese Gleichgültigkeit gegenüber dem Musikgeschäft trug paradoxerweise dazu bei, dass ihre Songs so zeitlos wirken – sie klangen nie kalkuliert.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.