Der süße Klang der Mariachis

Calexico ist ein kleines Nest im Süden Kaliforniens, wo das nahe Mexiko geradezu in der Luft liegt, wo das livingeasy und trotzdem aufregend exotisch ist Stellen wir uns in der Phantasie jedenfalls so vor.

Vielleicht ist Calexico ja auch ganz anders. Die Band aber, die den Namen des Ortes trägt, klingt definitiv so. Mit dem dritten Album „The Black Light“ entkräften Joey Burns und John Convertino, in Tuscon/Arizona zu Hause, zudem den Vorwurf nur die Rhythmusgruppe von Giant Sand zu sein. Das erste Werk – unter dem Namen Spoke -klang in der Tat noch arg nach Lagerfeuer-Romantik; das zweite war auf dem richtigen Weg, doch erst mit dem dritten Versuch wurden Vision und Wirklichkeit deckungsgleich. Bassist Burns hat sich mit der ungewohnten Rolle am Mikro angefreundet, wichtiger aber: Man hat eine Instrumentierung gefunden, die ihrem Country-Folk die unverwechselbare Klangfarbe gibt: Mariachi-BIäser und Marimbas, Akkordeon und Vibraphon, Geigen und Glockenspiel – Calexico entschieden sich für die Devise „Mehr ist mehr“. Und laufen doch nie Gefahr, sich in eklektischem Eskapismus zu verlieren.

Auf die Frage, wie man neben den parallelen Aktivitäten für Giant Sand, OP 8 und diversen anderen Projekten – überhaupt noch die Zeit für musikalische Diversifikation hat, haben sie eine plausible Antwort parat: „Wir sind geklont! Rund um den Globus gibt es etliche Joeys und Johns, die plötzlich mit den unterschiedlichsten Formationen auftauchen. Klar: Ohne Klones könnten wir das wirklich nicht schaffen.“

Beiden war auch klar, daß sie diesmal keinen anderen verantwortlich machen können, wenn ihnen das Endprodukt nicht gefallt. Joey: „Die eigene Band ist natürlich eine viel beängstigendere Vorstellung, weil der eigene Name auf dem Spiel steht John und ich kennen uns inzwischen allerdings so gut – als Musiker und Menschen -, daß wir einander nicht in den Rücken fallen. Wir haben aber auch keinerlei Profilierungsdefizite. Es geht nicht darum, die beste Band zu sein, sondern darum, zu experimentieren und zu lernen, nicht auf der Stelle zu treten.“

Gelernt haben sie diese Lektion von Vic Chesnutt und Victoria Williams, von Lisa Germano und Barbara Manning. Sich dabei den Vorgaben dieser Musiker unterzuordnen, ist für Joey und John kein Problem: „Wir arbeiten gerne mit anderen zusammen. Natürlich funktioniert das nur, wenn man bereit ist, zuzuhören und sich notfalls auch etwas sagen zu lassen. Aber die meisten kommandieren einen ja nicht rum, sondern lassen einen teilhaben an ihrer Kreativität. Immer klappt das leider nicht. Die Friends Of Dean Martinez lösten sich im Streit auf, laut Burns aber „die einzige Pleite, die wir in Sachen Teamwork erlebt haben. Da war ein Ego größer als die anderen und dann geht wirklich nichts mehr.“

Für Giant Sand allerdings gehen sie auf die Barrikaden: „Howe Gelb ist alles andere als der diktatorische Egoist, wie er oft dargestellt wird. Er hat eine Vision – und es macht einfach Spaß, ihm dabei zu folgen. Vor allem live ist er eine Quelle der Inspiration.“ Die Frage, wie man den komplexen Sound von Calexico auf die Bühne bekommt, beschäftigt sie daher besonders – auch wenn sie erst im Herbst losziehen wollen. Joey ist Optimist: „Wir haben ja Zeit zum Üben. Hauptsache, wir touren mit netten Leuten. Vic Chesnutt, hörst Du mich?“

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