Rammstein: Eine Seefahrt , die ist schmutzig

Dank des Kannibalen Armin sind Rammstein die Themen noch nicht ausgegangen, über Autos mag Till Lindemann jedenfalls nicht singen

Leute, wat ham wa jeschluckt, wo wa det neue Rammstein-Lied jehört ham! Jeschluckt im doppelten Sinne, wa? Det handelt ja von dem Kannibalen, und ehrlich jesagt, mir is janz schön schlecht jeworden. Im „Spiegel“ stand ooch gleich wieda, die täten in ihren Anzügen wie Nazis aussehen, det fand ick ehrlich jesagt ’n bisschen viel det Juten, da war ick nich druffjekommen. Man wird doch mal ’n feinen Zwirn anlegen dürfen. Aber so is det eben, wenn Rammstein eins reinjewürgt wird, da freu’n sich alle, det tut irjendwie jut Da fühlt man sich gleech besser.

Zur Veranschaulichung: So klingt es, wenn Rammstein reden (kein rollendes R), dieses Jahr Keyboarder Flake Lorenz und Sänger Till Lindemann. Das war aber kein Zitat – wir legen Rammstein nichts in den Mund, es hat keinen Zweck mehr, sie zu verspotten und sozialdemokratisch auf die Schippe zu nehmen. Obwohl es, ach, auch zum neuen Album wieder Stoff gäbe. Den Journalisten, der aus dem Interview-Plan entfernt wunde, weil er Lindemann „Deckhengst“ genannt hatte. Die Affäre um die Fansite „Rammsteinfan.de“, die das Management sonderbar pünktlich zur Veröffentlichung von „Mein Teil“ schließen ließ (worauf aber eine Versöhnung mit dem Betreiber folgte). Odet; wie gewohnt, die hastig notierten Textzeilen: „Weiter, weiter ins Verderben/ Wir müssen leben, bis wir sterben“ – „Die Liebe ist ein wildes Tier/ Sie beißt und kratzt und tritt nach mir“ – „Reise, reise, Seemann, reise!/ Jeder tut’s auf seine Weise“.

Eigentlich Kinderlieder, emotional voll aufgedreht „Es ist ganz gut, die Decke mal hochzuheben und drunterzugucken“, sagt Lindemann. „Da sieht man: Das Laken ist vollgeschissen, obwohl das Bett schön gemacht ist und von oben schön weiß aussieht Ich kann über nichts anderes schreiben. Mir fallt nichts anderes ein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich Rammstein gut anhören würden, wenn wir über Autos singen würden oder so.“ Vor Wiederholungen müsse man sich halt schützen: „Die Themen sind ja auch begrenzt, und deshalb bin ich dem Armin ganz dankbar, dass ich mal wieder einen neuen Stoff bekommen habe (lacht)? – Armin, dem Kannibalen.

Brustnah an das Phänomen kommt man, wenn man über eines der bandinternen Spiele nachdenkt Es heißt „Was würde Marilyn Manson jetzt tun?“ und wird zum Beispiel gespielt, wenn sie zu spät gelandet sind und am Flughafen kein Taxi kriegen. „Und so, wie wir uns nicht vorstellen können, was Manson macht“, sagt Flake, „kann sich natürlich auch keiner vorstellen, was wir machen. Die Leute wären völlig erschrocken, wenn sie wüssten, was wir so machen.“ Nämlich nichts Besonderes, was Lindemann direkt zum Thema Image-Problem führt: „Alles, was wir hier erzählen, ist doch völliger Schwachsinn.“ Sind Interviews nützlich? ,Ja, zum Beispiel bei Coldplay. Die können tausend Interviews machen, das sind nette Burschen. Im Gegenteil, wenn die im Interview sagen würden, dass sie sich nachts im Hotelzimmer gegenseitig ankacken, würde das für mich sogar noch mehr fetzen. Aber bei uns wenn man versucht, eine ziemlich extreme Geschichte zu verkaufen, und dann löst es sich in Wohlgefallen auf, man ist plötzlich der nette junge Mann von nebenan, dann ist das nicht förderlich für das Mysterium.“ Was wir sagen wollen: Rammstein sind gute Kerle (und haben übrigens mal ein Video mit Leni Riefenstahl.). Heiratet einen von ihnen, dann könnt ihr sie privat kennen lernen! Die neue Platte braucht man jetzt nicht unbedingt.

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