Unendliche Weiten

Allzu lange hatte man nur Gerüchte von neuen Aktivitäten gehört: eine Platte mit Ben Kweller und Ben Lee als The Bens (es gibt eine EP), ein neues Solo-Album, eine Platte mit William Shatner. Das Werk mit Captain Kirk liegt nun tatsächlich vor, zeitgleich mit drei EPs, auf die Folds‘ Gemeinde auch schon seit geraumer Zeit wartet: „Sunny 16“, „Speed Graphic“ und „Super D“ enthalten neben gewohnt raumgreifend und opulent arrangierten Folds-Songs auch einige Cover-Versionen – „In Between Days“ von The Cure, „Songs Of Love“ von The Divine Comedy, „Them That Got“ von Ray Charles in einer Live-Fassung. Für nächsten Februar wird das echte neue Album erwartet.

Für „Has Been „von William Shatner hat Ben Folds die meisten Songs (zu Texten des Schauspielers) geschrieben und sie in Los Angeles auch produziert. Bei den Aufnahmen halfen rätselhafterweise Joe Jackson, Lemon Jelly und Henry Rollins, doch die Platte trägt überdeutlich Folds‘ Stempel. Shatners Einsichten und Bekenntnisse, im Stil eines weisen Grandseigneurs mit Demut und Pathos vorgetragen, hat der Klavierspieler im Stil des Easy Listening instrumentiert. Joe Jackson hetzt mit Shatner zu hurtig durch „Common People“ von Pulp, die Geschichte vom griechischen Mädchen aus reichem Hause, das in England das normale Leben kennen lernen möchte. Dagegen steht etwa Shatners „Years Of Silence“ – ein Text von Nick Hornby -, der eindringliche Versuch eines Vaters, mit seiner Tochter ins Gespräch zu kommen. Im Booklet bedankt sich Shatner emphatisch bei Folds für die Eröffnung musikalischer Welten – er hatte zum ersten und einzigen Mal 1968 eine bizarre Platte aufgenommen. Vor zwei Jahren reifte der Plan zu „Has Been“, als Shatner telefonisch der Vorschlag für eine Plattenproduktion gemacht wurde – kurz darauf rief Folds an, der einen Gastauftritt des Alten besprechen wollte.

Folds selbst ist von Shatners Fähigkeiten als Erzähler und „musical orator“ fasziniert. Nachdem er 2001 sein Trio aufgelöst hatte, machte er in durchaus derselben Weise weiter, doch die Produktivität lahmte etwas. Geheiratet hat er jedenfalls. Und nun tritt der Pianist allein auf – die Gerüchte, William Shatner würde bei den Konzerten auf die Bühne gebeamt, sind bestimmt Desinformation.

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