Der Rebläuse Paarung bringt Promille in die Charts – Halallt Duhnke und Extrabreit können ein Lied davon singen

Eine Fahrstuhl-Minute lang zu überlegen: Wie begrüßt man ältliche Deutschrocker? Wie gestaltet man einen höflichen Auftakt, nicht zu steif, aber auch nicht zu verdreht, falls Harald Juhnke schon da ist? Gegenüber der Tür zum Hansa-Studio in Kreuzberg weist ein Schild den „Waiting-Room“ von Jack White aus. Und das ist die Lösung: Über Schlager-Produzent und -Komponist Jack White, der eigentlich Horst Nussbaum heißt, kann man stets einige sichere Spaße machen. Da lachen dann alle. Also eingetreten, Hallo und Guten Tag, aha, Rocker in Wartestellung, gerade den Tag begrüßend, Kaffee und Lederhosen und lange Haare. „Super, direkt gegenüber liegt ja Jack Whites Darkroom!“ Hahahahahahahat geklappt, der Witz. Derweil ist Juhnke eingetroffen, und während er Hut und Mantel ablegt, schnurrt er einen launigen Morgen-Appell in Richtung müde Rocker: „Der Köpenick, ach, so ein schweres Stück, der Weizsäcker hat geweint, bis Ende März alles ausverkauft, jaja, so Jungs, geht’s los?“ Und dann geht es los. Muß ja. Man liest immer über „den Harald“, utid wenn er vor einem steht, möchte man beinahe „Sir“sagen so elegant ist der. JUHNKE: Dankeschön. Dem Kai habe ich aber gleich das Du angeboten, bei der Arbeit ist das ja wichtig. Überhaupt: TolL daß es zwischen uns gar keine Berührungsängste gab. Und die Gitarren waren Ihnen auch nicht zu hart und zu laut? JUHNKE: Nein. Mein Sohn – der ist 23 Jahre alt – hat gesagt: „Papa, das mußt Du machen, das ist eine super Band.“ Also haben wir das Ding aufgenommen, und das ging so gut, ab ob wir uns schon seit Jahren kennen. Und haben Sie sonst je mit solcher Musik zu tun gehabt? Mit Rock? JUHNKE: Natürlich nicht. Musikalisch ist bei mir immer Swing-Time angesagt. Ich kann aber auch nicht sagen, daß die Musik mich, äh, stört. Das einzige, was ich nicht so mag, ist… wie heißt das, wo die immer nur sprechen, so dadadeladadeladap? Wegen der Steuer natürlich. Wenn einer unter Drogen ausnippt, dann… Sie unterscheiden also zwischen Alkohol und Drogen? JUHNKE: Für mich ist Alkohol keine Droge. Der Alkoholiker trinkt jeden Tag, ich aber bin alkoholkrank. Irgendwas stimmt da im Kopf nicht. Ich kann dann nicht aufhören. Und das dauert dann immer ein paar Tage, ehe ich da wieder rauskomme. Gab es bei Extrabreit bessere Auftritte unter Drogen-Einfluß? JUHNKE: Die Rolling Stones zum Beispiel nehmen das doch ganz bewußt. Das ist ja auch was ganz anderes, da fängt man noch nicht mal an zu lallen, oder? Havad: Neb. Ich jedenfalls kann nur noch eine Droge nehmen, und das ist für mich eigentlich eher ein homöopathisches Heilmittel: Haschisch. Wir haben von Anfang an gerne gekifft, weil es einen körperlich nicht angreift und auch nicht süchtig macht… JUHNKE: Macht einen das denn wirklich aufnahmefähiger? JUHNKE: Bei Musikern kann ich es mir sogar vorstellen, daß denen plötzlich ganz tolle Sachen einfallen, daß die ganz tolle Farben sehen oder daß sie, wenn ihnen nichts einfällt, ein bißchen nachhelfen. HAVAII: Eins ist natürlich ganz klar: Daß Drogen in der Entwicklung der Rock- und Pop-Musik eine große Rolle gespielt haben. Da kann man gar nicht drumherum reden. JUHNKE: Gibt ja auch jeder zu. Ganz blöd gefragt: Was geht mich eigentlich Ihre Alkoholsucht an? JUHNKE: Na, gar nichts! Gut, gar nichts. Trotzdem weiß ich – ohne mich je dafür interessiert zu haben – sehr viel darüber. Glaubst Du, Haraldluhnke zu kennen, Kai? HAVAH: Seit dem Duett glaube ich, ihn etwas näher zu kennen. Konterkariert das das Bild, das Du vorher mn ihm hattest? HAVAII: Nö. Er war so, wie ich ihn mir vorgestellt habe: sehr charmant Ohne ihn zu kennen, sage ich: Ich kann ein Interview geben als Harald Juhnke. Also los, Kai – stell mir eine Frage, ich bin Juhnke, und der paßt auf, ob ich auch alles richtig sage. Havaii: Sie sagen ja nach jedem Absturz, daß dies nun der letzte war, kann man das denn noch glauben? Ich MUSS aufhören. Der Arzt hat mir, nachdem ich im Koma gelegen habe, gesagt, jede Sekunde mehr hätte meinem Gehirn geschadet. Es sei gerade nochmal gutgegangen. Er sagte: Jiarald, wir Beben Dich alle. Und wir würden Dich auch gerne saufen lassen, so ab und zu. Aber das geht nun mal nicht.“ Und ab ich da im Bett lag, meine Frau meine Hand hielt, und ich noch nicht wieder sprechen konnte, da war meine größte Angst, daß ich meine Texte und Lieder nicht mehr beherrsche. Dann habe ich mir die im Kopf durchgedacht und-gesungen – und es ging. Aber wie oft noch? Ich darf nicht mehr trinken, weil ich es dann vielleicht nicht mehr kontrollieren kann… JUHNKE: Haha, jaja, da können Sie meine Interviews auswendig, sowas. Weil Sie oft dasselbe erzählen. JUHNKE: Ich gebe nur Interviews, wenn es nützt, wenn eine Veröffentlichung oder eine Premiere ansteht Nun wollen wir politisch werden. Bezahlen Sie eigentlich Renten-Beiträge? JUHNKE: Ja, muß man. Ich brauchte nicht mehr zu arbeiten, aber ich will ja noch. So bis Mitte 70 will ich noch weitermachen. Und mit 70 singt auch Kai noch, wie prima es ist, daß die Schule brennt? HAVAH: Nein. Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. JUHNKE: Nee, er ist ja auch kein Schauspieler, das ist was anderes. Schauspieler sind wie Rotwein, ja? JUHNKE:Ja, blutbildend. %

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