Fish

Der Hüne in dem Schotten-Rock als Veejay bei VIVA 2. War Dein jüngster TV-Auftritt ein einmaliger Stunt?

Ich hoffe, „Fish´n´ Clips“ wird eine Institution. Man weiß es noch nicht. Ich fand’s klasse. Noch eine neue Rolle. In Deutschland hat’s mir immer gefallen. Ich hab eine deutsche Frau, kann dadurch auch halbwegs deutsch sprechen. Steve Blame (Programmdirektor bei VIVA 2) kam mit der Idee und fragte, ob ich nicht Lust hätte. Deutschland ist meine zweite Heimat geworden. Also: Why not?!

Wie man hört, ist Dein Deutsch ja erstaunlich gut…

Bin halt Schauspieler, Darling. (lacht)

Was hält denn der deutsche Schotte vom derzeitigen Brit-Pop?

Ich schäme mich dafür. Das ist doch eine unheimlich arrogante, gehypte Geschichte. Da höre ich schon fest lieber Grönemeyer oder BAP. Ich hab in letzter Zeit viel Doors gehört. Toll. Viel Licht und Schatten. Echtes Drama. Ansonsten läuft im Tour-Bus Massive Attack, Goldie, Oasis – die ich jedenfalls besser finde als Blur.

Deine Karriere verlief auch reichlich dramatisch: Warum war der Fish so lange untergetaucht?

Das lag weniger an mir als an der rechtlichen Situation: Ich hatte zwei Jahre „Berufsverbot“, wie Ihr das nennt. Aufgrund eines beschissenen Vertrages hatte die Plattenfirma die totale Kontrolle. Sie konnten jedes Album ablehnen. Einen neuen Vertrag konnte ich nicht machen. Ohne Platte konnte ich nicht auf Tour. Ein verdammter Teufelskreis. Und wie kommt man da raus?

Augen zu und durch. Ich habe mein Studio ausgebaut, ein Label gegründet, Bands gesucht und produziert, in einem Film namens „Chasing The Deer“ mitgespielt. Hast Du denn den Prozeß gegen die Plattenfirma gewonnen?

Nein, ich bin ausgetrickst worden. Man hat an mir ein Exempel statuiert. Zu der Zeit gab’s viele Musiker wie George Michael oder Sting, die prozessierten – mit dem Resultat, daß die Anwälte immer mehr im Rampenlicht standen. Aber ich bin nun mal kein George Michael, der mit Millionen im Rücken zwangspausieren kann. Ich mußte pokern und da lautet die Regel: Wer keine Kohle mehr hat, muß den Tisch verlassen. Du bist raus aus dem Spiel.

Bankrott, auf deutsch.

Sagen wir Fast-Bankrott Ich hätte fast mein Haus verloren, die Banker tanzten mir auf der Nase. Ich steckte in der Scheiße. Deswegen habe ich auch das Studio betrieben: Nie wieder, habe ich mir geschworen, hält irgendein Erbsenzähler mich davon zurück, Musik aufzunehmen.

Du bist also der klassische Ein-Mann-Betrieb: Sänger, Produzent. Studiobesitzer, Labelchef, Gelegenheitsschauspieler…

..und Manager und Verleger. Ich bin selbst zur „Midem“ (Fachmesse der Musikverleger -Red.) gefahren und habe mein Produkt – damals „Suits“ angeboten. Auch in diesem Bereich habe ich Fehler gemacht. Aber zumindest Fehler, von denen man sich erholen kann.

Die letzte Veröffentlichung war eine Art Best-Of:“Yin“ und „Yang“eine Doppel-CD mit neu eingespielten Marillion-Klassikern. Warum?

Ganz einfach, da „Suits“ in vielen Ländern nicht veröffentlicht wurde, weil Marillion dort nur einmal oder gar nicht getourt haben, mußte ich ein Album herausbringen, das alte als auch neue Fans ansprechen würde. So kam ich auf die Idee, „Kayleigh“, „Lavender“ und andere Titel neu aufzunehmen. 26 Stück.

Wie haben die Ex-Kollegen von Marillion auf das Recycling reagiert?

Keine Ahnung. Ich spreche mit denen ja nicht. Die Trennung hätte cool verlaufen können. Mir standen ja 50 Prozent als Texter zu, außerdem gab es Equipment in erheblichem Wert Ab ich aussteigen wollte und meinen Anteil verlangte, hieß es: „No! Du bist ausgestiegen, du bekommst gar nichts.“ Daraufhin ich: „Okay, please meet my lawyer.“ Zu dieser Zeit lernte ich David Gilmour kennen, und der empfahl mir: ‚Laß das Prozessieren, sprecht miteinander.‘ Aber es gab nichts mehr zu sprechen. Zur Abwechslung habe ich diesen Prozeß gewonnen. Sänger haben ja oft Minderwertigkeitskomplexe: Sie sind keine vollgültigen Musiker… Ja, das war wirklich so. Bei Marillion war ich halt nur der Sänger und hatte wenig Selbstvertrauen. Inzwischen bin ich der Boß, keine falsche Demokratie! Jeder Musiker wird für das bezahlt, was er leistet.

Mit „Songs for The Mirror“ hattest Du früher schon mal ein reines Cover-Album veröffentlicht… Ich hatte den Prozeß verloren und mußte 300 000 Pfund löhnen, plus 150 000 für die Anwälte. Das erste Polydor-Album blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Konzertpromoter meldete Konkurs an. Einer meiner Manager starb an Krebs. Mein Verleger ließ mich fallen. Keiner wollte eine Produktion finanzieren. Ich sagte: Okay, hier sind Coverversionen erwiesener Hits: acht Singles. Zeigt mir, daß Ihr Fish verkaufen könnt. Und? Sie haben es an die Wand geklatscht. Aber immerhin konnte ich etwas Luft holen. Was kommt nun?

„Sunsets & Empire“ im Herbst und ne Tour. Frischer Fish.

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