Abschied von der Muse

Das britische Duo Luck Jim hat sein suggestives Debüt-Album vor allem einer Frau zu verdanken

Googeln Sie mal nach Lucky Jim! Ein Lotto-Gewinner aus Wales findet sich da. Ein Drink, ein Quiz, ein Film, zwei TV-Sitcoms, basierend natürlich auf dem Debütroman von Sir Kingsley Amis. Sein „Lucky Jim“ war 1954 ein lockerer Geschichte-Dozent an einer Provinz-Uni, umgeben von frigiden Frauen und spießigem Dekangebaren, quasi der Prototyp aller Campus-Anti-Helden. Das gleichnamige Duo aber bemühte Amis nicht, Sänger und Songschreiber Gordon Grahame hat das Buch nicht Dräuender Orgel-Sound: Partner Grahame und Townshend mal gelesen. Und Ben Townshend sagt: „Ist nur so ein Ausdruck für einen Typen, der Geld findet – und alle rufen ihn ‚Lucky Jim‘!“

Oder für Typen, die nur mit musikalischen Mitteln in kleinen Schritten aufs große Pop-Treppchen klettern und sich vor allem glücklich schätzen, sich gefunden zu haben, vor knapp zwei Jahren, nach mancherlei Irrweg. Townshend hatte sich nach dem üblichen Band-Frust der Studioproduktion zugewandt und zwei Jahre kein Schlagzeug mehr gespielt, als er für einen One-off-Gig von Grahame angeheuert wurde. Der war nach noch mehr üblichem Band-Frust gerade von einer dreimonatigen Flucht nach England zurückgekehrt In New „York traf der Schotte zwar nicht den großen Produzenten, von dem er vielleicht träumte – aber in einem „Irish Pub“ doch immerhin diesen Auto-Journalisten, der ihm Brighton empfahl. „Er sagte, die Stadt habe eine ganz andere Mentalität und sei trotzdem nah an London. Die Leute reden ja viel, aber hier verließ ich mich auf meine Intuition.“

Das Treffen mit Ben, sie nehmen aus dem Stand „Our Troubles End Tonight“ auf, ein Lokal-Label mit internationaler Reputation (Skint) begeistert sich – und jetzt spielen Lucky Jim sogar einen Showcase in Hamburg. „Es kam mir so langsam vor“, sagt staunend Grahame, „aber jetzt wird mir klar, wie schnell alles ging.“

Etwas verloren hat Grahame im Laufe des rasanten Aufstiegs aber auch, nichts weniger als seine Muse, von der „quasi alle Songs handeln“. Zwölf Jahre waren er und Heather Banks samt Kind zusammen, für das Album sangen sie im Duett noch „The Honeymooners“, wiewohl der Honigmond längst schon dunkle Schatten zeigte. „Es ist so ironisch, denn dieser Song wurde zum perfekten Dialog zwischen uns. Er hat die Trennung vorweggenommen. Ich sah das Szenario unbewusst. Merkwürdiger Song, auch stilistisch nicht gerade typisch.“ Er habe, so Grahame freimütig, „keine Ahnung, wo die Inspiration jetzt ist“.

Wie gut, dass die Ex zuvor noch reichlich guten Stoff für ein zweites Album lieferte. Und eine Klage vor Gericht muss Gordon Grahame auch nicht fürchten. „Ich glaube, sie ist auch ein bisschen stolz darauf, eine Art historische Frau zu werden“, lacht er. „Es gefällt ihr ganz gut, in unseren Songs fiktionalisiert und verewigt zu werden.“

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