Adele: Wenn Popmusik zum Standortfaktor wird

Die CSU-Fraktion im Stadtrat feiert Meldungs-Fasching: „Ein Ritterschlag für den Standort München"

Adele-Festspiele in der Weltstadt mit Herz. Bereits vor der Verdopplung der Shows der mehrfachen Grammy-Award-Gewinnerin von vier auf acht stimmten Politik und Verwaltung Jubel-Arien an. Massive Umsatz-Effekte im August 2024 durch anreisende Gäste.

Die noch vor Tagen kolportierten 500.000 Übernachtungen links und rechts der Isar dürften mit der Konzertzugabe noch signifikant ansteigen. Zumal die eigens errichtete „Pop-Up-Arena“ im Umfeld der Messe-Stadt Riem noch weitere Konzerte möglich macht. Die Veranstalter sondieren mit Argusaugen die digital eingehenden Ticket-Wünsche: „The Sky is The Limit“, wie es in der Sprache der aus der Halfpipe fliegenden Skateboarder heißt.

Über den Wolken schwebt auch die CSU-Fraktion im SPD geführten Stadtrat von München. „Sensationelle Nachrichten zum Start in den Tag: Superstar Adele kommt exklusiv für vier Sommer-Shows nach München!“, heißt in einem Tweet der Partei, da standen die vier Zusatzkonzerte noch gar nicht fest. „Wir begrüßen diese Planungen ausdrücklich und gratulieren unserem Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner zu diesem Coup!“ Offenbar will die CSU mit dem Adele-Coup bei der Wählerschaft auf Schön Wetter machen. Fraktionschef Manuel Pretzl: ergänzt „München wird enorm profitieren!“

Der „Abendzeitung“ (AZ) flüstert Wirtschafts-Mann Baumgärtner, er habe eineinhalb Jahre daran arbeitet, Adele nach München zu holen. So musste nach seinen Worten im Vorfeld enorme Vertrauensarbeit am Pop-Standort München geleistet werden.

Zum Hintergrund: Nach den Live-Shows des regionalen Veranstalters Leutgeb mit Helene Fischer, Robbie Williams und Andreas Gabalier im Sommer 2022 am Messegelände München hätte es laut Bamgärnter nämlich „negative Rückmeldungen“ gegeben.

Parteikollege und Fraktionschef Manuel Pretzl lobt die Arbeit „seines“ Wirtschaftsreferenten. Auch er verschickt eigenständig Meldungen an die lieben Medienpartner. Dort heißt es: „Adele exklusiv in München – das ist eine sensationelle Nachricht.“ Der Weg dorthin sie dornig und mühsam gewesen

Es wären „zahllose Gespräche“ nötig gewesen. Diverse bürokratische Hürden wären mit Augenmaß beiseite geräumt worden. Die AZ zitiert seinen finalen Tusch: „Ich gratuliere dem Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner zu diesem Coup. München wird als Konzert- und Tourismusstandort enorm profitieren!“

Mögen diese Veröffentlichungen aus den Reihen der bayrischen Regierungspartei arg selbstbeweihräuchernd klingen, manifestieren sie jedoch auch einen Trend im weltweiten Live-Geschäft. Nicht nur auf dem Convention-Festival ES/NS in Groningen machte der Slogan von den „1% artists“ die Runde. Das sind Musiker, Musikerinnen und Bands die mit ihren Tourneen Mega-Umsätze einfahren und mit ihren Gastspielen zuweilen das Bruttosozialprodukt (BSP) von kleineren Staaten oder etwa der „Metropolitan Area“ von Chicago“ anheben. Zu diesen Umsatz-Maschinen zählen Taylor Swift, The Rolling Stones oder Coldplay. Diese „Effekte“ stellen sich besonders dann ein, wenn es eine ganze Reihe mit Konzerten gibt, siehe Adele in München.

So erfreulich dieser Mega-Millionen-schwere Pop-Boom für Partei-Strategen oder Regional-Fürsten auch sein mag. Die negativen Ausweitungen spürt der Konzert- und Festival-„Mittelbau“. Also Bands und Solisten, wo viele Fans dann auf einen weiteren Ticketkauf verzichten, nachdem das Sommer-Budget bei Adele und ihren „One Procentern“ bereits aufgebraucht ist.

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