Amerika, UK

Die US-Band Orson wird zu Hause kaum beachtet, in Großbritannien wurden sie zu Superstars

Das war eine tolle Geschichte, als Orson aus Hollywood vor gut zwei Jahren plötzlich in der Alten Welt erfolgreich waren. Nach fünf Jahren der Missachtung daheim. Und das auch noch mit so unglaublich amerikanischer Musik! Orson waren eine der ersten Bands, die den MOR-Rock der Siebziger und Achtziger wiederbelebten und sich – wie jetzt viele – auf Cheap Trick, Hall & Oates und Fleetwood Mac beriefen. Fleetwood Mac! Tatsächlich klingt keine dieser Bands so.

Orson jedenfalls bekamen wegen eines bei myspace eingestellten Liedes die Einladung zu einem Festival in Manchester, wo sie praktisch vom Fleck weg von Universal unter Vertrag genommen wurden; später gab es bei den „Brit Awards“ sogar die Auszeichnung als „Best International Breakthrough Act“. Orson zogen nach London, in kleine Butzen im Stadtteil Hammersmith, und fuhren anderthalb Jahre lang dauernd mit dem Bus in Städte, die sie nicht kannten, um offenbar ganz gut besuchte Konzerte zu spielen. „Ich hatte meine Sachen nicht für sehr lange gepackt“, gibt Sänger Jason Pebworth jetzt zu, „das alles geschah so abrupt, dass mir das alles sehr unwirklich vorkam. Ich dachte, bald wieder zu Hause zu sein. Aber wir haben uns dann gewöhnt – an Fish & Chips und sunday roast und an diese engen Städte mit ihren vielen Menschen, die in Busse und U-Bahnen steigen, um irgendwo zu spät zu kommen. Das alles ist in uns übergegangen. Man vermischt sich mit den Leuten hier.“ Pebworth gewinnt dem anhaltenden UK-Abenteuer seiner Band viel Romantisches ab, redet von den Mädchen in Leeds und Newcastle wie ein Dichter von der Muse und ist glücklich mit dem Stand der Dinge. „Ich mache mir keine Sorgen um Amerika – das ist nicht der Heilige Gral. Ich kann von hier sehen, dass die Welt riesig ist und dass wir noch viele Freunde finden können, ohne nach Hause zu gehen. Wenn wir jetzt dort touren würden, würden wir die Büchse der Pandora öffnen – und vielleicht alles verlieren, was wir haben.“

Ein Grundsatz, den Orson auch bei der Produktion ihres zweiten Albums befolgt haben. Natürlich seien einige Hitproduzenten im Gespräch gewesen, sagt Pebworth, doch die Band flog lieber ihren Kumpel Noah Shane ein, der für ein Minibudget auch schon das Debüt produziert hatte. Das zweite Werk, „Culture Vultures“, entstand in West London, ist aber noch amerikanischer als das Debüt, weil es lauter und größer ist und alles ins Fenster stellt, was Orson haben. Anders hätte ein Starproduzent das auch nicht gemacht. „Es gefällt uns, dass mittlerweile mehr Bands diesen Sound machen – wir haben kein Interesse daran, zu einer Minderheit zu gehören. Als wir angefangen haben, war Indie nur ein Haarschnitt, sonst nichts. Warum wären wir sonst so uncool gewesen? Mit unserem Stadion Rock waren wir doch tatsächlich mehr indie als alle anderen.“ Jetzt nicht mehr.

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