Anarcho ist machbar

MIT 15, 16 FING DAS bei mir an mit Punk. Ich war damals selbst in einer Punkband, Störaktion hieß die, aus Herne. Da hab ich ein bisschen gebrüllt und Gitarre gespielt. Und ich war sofort American: Ich hörte Government Issue, Reagan Youth, Bad Brains, Black Flag. Wobei mir das dann schon zu sehr in Richtung Metal ging. Deshalb fand ich Hüsker Dü super, weil die melodischer waren und eine politische Message hatten.

Später hab ich in einem Dorf in der Nähe von Hudson, Upstate New York mit geistig Behinderten gearbeitet und bin dann quer rüber nach San Francisco. Da bin ich mit einer Ausgabe von „Maximum Rocknroll“ unterm Arm die ganzen Label abgelaufen. Und es gab diesen Club The Farm, wo ich einige Bands gesehen habe. Ich habe sogar zwei Nächte dort geschlafen, weil ich wenig Geld hatte. Ich besaß nur eine Fake-ID, um Alkohol kaufen zu können und in die Konzerte reinzukommen. Ich war ja noch underage, erst 19. Hüsker Dü habe ich immer verpasst.

Damals war ich so ein Anarcho-Punk, was bedeutete, die Gesellschaft nicht zu akzeptieren, wie sie ist, sondern zu gucken, was man verändern kann. Das war noch eine andere Zeit: Bands, die mehr als zehntausend Platten verkauft haben, waren schon suspekt. Die waren Teil des Kommerzapparates.

Von Hüsker Dü mag ich besonders „Candy Apple Grey“. Diese Musik ist so stark, dass du von der Empore springen und dich ins Getümmel stürzen willst. Du denkst, jetzt kannst du draufgehen. Und sie hat etwas Selbstzerstörerisches, was sich nicht verkaufen lässt.

Wotan Wilke Möhring ist derzeit in der wunderbaren Tragikomödie „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ von Regisseur André Erkau zu sehen.

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