Auf zur Irrfahrt

Im Kino und in der Innenstadt Hannovers waren diese Wagen unterwegs. Das Ziel: Erkenntnis.

Irgendwo in der kalifornischen Wüste drehte dieser schwarze Ferrari seine Runden. Er raste durchs Bild und wieder hinaus, der Motor heulte auf, man sah ihn in der Ferne, er verschwand, tauchte direkt vor der Kamera wieder auf. Die Anfangsszene von Sofia Coppolas Film „Somewhere“ ist Sinnbild für das schnelle und sich doch nur um sich selbst drehende Leben von Johnny Marco, einem Hollywoodstar, der sich die Zeit mit Partys, Drogen, Sex vertreibt und erst zur Besinnung kommt, als er Besuch von seiner elfjährigen Tochter bekommt. Am Ende lässt er den Ferrari stehen. Er hat eine neue Rolle gefunden – die Vaterrolle.

Anderes Auto, anderes Schicksal: Im VW Phaeton überfuhr Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, am 20. Februar in der Innenstadt von Hannover eine rote Ampel. Die Blutprobe ergab 1,54 Promille. Moralwächter traten auf den Plan, überboten sich in Anschuldigungen, die Geläuterte gab ihren Rücktritt bekannt. Eine Entscheidung, die Karl-Theodor zu Guttenberg nach seiner Kehrtwende in der Kunduz-Affäre nicht einmal in Erwägung zog. „In diesem Chaos kann man nicht Krieg führen“, sagt auch einer der vier jungen Israelis, die im Juni 1982 im Kampfpanzer in den Libanon einrücken. In Samuel Maoz‘ unglaublichem Film „Lebanon“ bleibt der Zuschauer mit ihnen im engen Dunkel sitzen, erlebt den Wahnsinn aus der Nähe. Noch eine Fahrt, die zur Erkenntnisreise wurde. MB/MG/jh

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