BÄREN DATEN

Die Popmusik hat ja schon einige Bartwellen kommen und gehen sehen. Dem mal mehr, mal weniger bärtigen Paul McCartney etwa ist ein eigener Tumblr-Blog gewidmet. Vom Sergeant-Pepper-Schnauzer bis zum Karl-Marx-artigen Wings-Vollbart sind hier alle Stile vertreten. Ende der Siebziger verwiesen revoltierende Punks und unterkühlte New Waver alles Bärtige in die Hölle. Der Slogan „Pogo on a Hippie“ signalisierte barsch die Zeitenwende. Auf breiter Front fielen alle Matten. Nach einer glatten Phase signalisierten Jazz-Goaties und Grunge-Gestoppel den Beginn des post-ideologischen Zeitalters auch bei der Gesichtsbehaarung. Der Bart war nunmehr individuelles Statement zwischen Coolness und Zeitlosigkeit. So hätte das ewig weitergehen können, wäre nicht irgendwann in der westlichen Welt das Hipster-Gespenst aufgetaucht. Wie die allgegenwärtige Tätowierung wurde der Bart zu einem Modethema, das einfach nicht mehr weggehen will. Ein erstaunliches Langzeitphänomen. Dabei hatten wir geglaubt, dass nach dieser Sommersaison zumindest die Poser-Bärte langsam von der Bildfläche verschwinden. Doch auch die Avantgarde der Zunft wie die Fleet Foxes, Matthew E. White oder Sam Beam alias Iron & Wine bleiben ihrer haarigen Linie treu. Und ein französisches Dating-Portal setzt über seine deutsche Website AdoptAGuy.de seit August noch einen drauf: Per „Sonderangebot“ werden „Bären – weich und gezähmt“ feilgeboten. Bart-Hipster treten als digitale Anmachware auf. „Der Online-Shop mit männlichen Objekten“ heißt es auf der Startseite. Was zunächst wie Satire rüberkommt -es gibt männliche „Karotten“, bebrillte Nerds oder eine „internationale Woche des Schnauzers“ -, versteht sich aber tatsächlich als prosperierende Geschäftsidee. „Wie in einem Online-Shop kann frau in den zahlreichen Männer-Kategorien stöbern“ verspricht AdoptAGuy. Hier ist der Bart das neue Sixpack!

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